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Rubrik: Leichter Lesen
23. Dezember 2007

Wege zur Arbeit

von Franz Hoffmann und Gerhard Wagner

Die Arbeitslosenrate von behinderten Menschen ist in Österreich viermal höher als die von allen anderen Ländern. Viele Menschen mit Behinderungen wollen arbeiten, aber sie haben die Möglichkeiten nicht. Denn ihre Arbeitgeber können sich eine Arbeit mit behinderten Menschen nicht vorstellen.

Auch viele Arbeitsplätze sind nicht frei von Barrieren. Das heißt: Entweder kommen behinderte Menschen gar nicht hin. Oder sie finden nicht die Geräte, die für sie passen. In einer Freak-Radiosendung diskutieren darüber verschiedene Fachleute (Experten) im Dezember 2007.

Die Gäste stellen sich vor

Dr. Alfred Haller arbeitet im Sozialministerium. Er will vor allem einen guten Einstieg in den Beruf. Gerade junge Leute sollen gefördert werden. Die Arbeitsplätze sollen zu ihnen passen.

Ein anderer Gast ist Universitäts-Professor Dr. Fritz Hausjell. Er kennt die Situation von Journalisten mit Behinderungen sehr gut. Es gibt vorbildliche Beispiele aus dem Ausland. Die Situation wird für behinderte Journalisten langsam besser.

Andreas Keplinger arbeitet im Verein »faktor i«. Das ist ein Informationszentrum für junge Menschen mit Behinderungen. Diese sollen eine Arbeit finden, die zu ihnen passt. Das ist das Ziel von »faktor i«.

Einer, der das geschafft hat, ist Herr Kiril Iliev. Er betreut das Lernen im Internet an den Pädagogischen Hochschulen. (Diese bilden Lehrer aus.) Dort kümmert sich Herr Iliev darum, dass die Computer und die Programme funktionieren.

Wege zur Arbeit

Kiril Iliev erzählt: Nach der Handelsschule ist er zum Verein »faktor i« gekommen. Zuerst hat er in einer Bürowerkstatt gearbeitet. Dort hat er dann seine jetzige Arbeitsstelle kennengelernt.

Andreas Keplinger von faktor i erklärt, was »Clearing« bedeutet: Das ist eine Berufsvorbereitung oder Orientierungsphase für junge Leute bis 24 Jahren. Zuerst werden die Interessen und die Fähigkeiten der jungen Leute besprochen. Dann schaut man sich genau an, was die jungen Leute können oder nicht können: Was ihnen schwer fällt und was sie gut können. Während des Clearings kann man auch tageweise Berufe ausprobieren. Dann entscheidet sich, ob die jungen Leute gleich in einen Beruf gehen können. Manche müssen noch davor eine Ausbildung machen. Das war auch bei Kiril Iliev so.

Nicht immer ist das leicht. Es gibt auch öfters Rückschläge, aber auch Erfolge. Wie eben das Beispiel des Herrn Iliev zeigt.

Arbeitsassistenz und Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz

Nach dem Clearing bekommen manche jungen Leute mit Behinderung eine Arbeitsassistenz. Diese kümmert sich um Arbeitsstellen und gute Bedingungen bei der Arbeit.

Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz klingt so ähnlich, ist aber etwas anderes: Persönliche Assistenten unterstützen die Betroffenen bei verschiedenen Tätigkeiten, wenn sie das nicht können. Das heißt, die gehen mit den behinderten Angestellten zum Arbeitsplatz und unterstützen sie dort.

Was fördert das Ministerium?

Dr. Haller vom Sozialministerium meint: Das Beispiel des Herrn Iliev zeigt, dass einzelne Maßnahmen oft nicht ausreichen. Öfters sind es mehrere Unterstützungen: je nach dem, was die Leute brauchen. Im Sozialministerium gibt es viele Geldunterstützungen für junge Leute. Das Ministerium unterstützt auch Hilfsmittel oder den Weg zur Arbeit.

Jetzt gibt es auch die Aktion 500: Mit dieser sollen vor allem junge Arbeitslose mit Behinderung unterstützt werden.
Dann gibt es auch viele Projekte, die die Europäische Union (EU) unterstützt. Vor allem die Arbeit wird hier gefördert. Auch behinderte Menschen sollen genauso arbeiten können wie alle andere. Das Ministerium fördert vieles, damit behinderte Menschen arbeiten können: etwa einen behindertengerechten Arbeitsplatz oder den Weg zum Arbeitsplatz.

Journalisten mit Behinderungen

Professor Hausjell findet, dass die Situation behinderter Journalisten in Österreich sich verbessert hat. Aber in England sieht man viel mehr behinderte Journalisten. Seit 1997 gibt es dort ein Netzwerk (Zusammenschluss von verschiedenen Journalisten mit Behinderung). Diesem ist es ganz wichtig, dass behinderte Journalisten einen Job bekommen. Auch konkrete Zeitpläne für behinderten Journalisten gibt es dort. In Österreich gibt es das nicht. Daher sieht man auch keine Fernsehsprecher mit Behinderung. Manche reden sich aus: »Ja das wollen die Leute nicht!« Aber es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass das nicht stimmt.

Professor Hausjell bringt das in Zusammenhang mit Spendenaktionen. Diese bringen ein veraltetes Bild von bedürftigen Menschen, die Mitleid brauchen. Und das verstellt den Blick darauf, was behinderte Menschen wirklich können. Und die Firmenchefs werden von den falschen Bildern beeinflusst.

In einer Untersuchung in den USA wurde festgestellt, dass behinderte Menschen genauso gut den Beruf des Journalisten ausüben können. Eigentlich hätte man das gar nicht untersuchen müssen, weil es ohnehin klar war. Aber es hat doch etwas bewirkt.

Es soll für behinderte Menschen wirklich die gleichen Chancen geben, etwa Fernsehsprecher zu sein. Aber in Österreich ist das nicht selbstverständlich. Doch langsam ändern sich auch die Bilder, die vermittelt werden: Vor allem dann, wenn Menschen mit Behinderung daran beteiligt sind. Denn sie können ihre Erfahrungen in die Redaktionen einbringen und falsche Bilder richtig stellen.

Fordern und Fördern

Wenn man es zu etwas bringen möchte, sind zwei Dinge wichtig. Erstens: Man muss seine Stärken kennen. Diese müssen gefördert werden. Zweitens: Man muss auch seine Schwächen kennen. Da ist es wichtig, dass jemand von mir fordert, was mir noch schwer fällt. Denn dann kann ich mich verbessern.

Behinderte Menschen werden zu wenig gefordert und oft nicht richtig gefördert. Deshalb kommen nur wenige behinderte Studierende an die Universität. Aber diese wenigen müssen noch mehr leisten, um das Gleiche zu erreichen, etwa im Fernsehen: Professor Hausjell wünscht sich einen Fernsehmoderator oder eine Radiomoderatorin mit Behinderung. Und er wünscht sich, dass er das noch erleben wird.

Daher sollen die Betroffenen nicht nachlassen, ihre Forderungen zu stellen, dass auch sie Journalisten werden können. Fördern sollen sie aber auch alle, die erkannt haben: Behinderte Journalisten sind genauso talentiert und können viel frischen Schwung in die Redaktionen bringen.

Sendungsverantwortlich: Gerhard Wagner


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