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Rubrik: Leichter Lesen
30. März 2008

Arbeit schafft Arbeit

von Franz Hoffmann und Gerhard Wagner

Wenn Menschen mit Behinderungen den richtigen Arbeitsplatz haben, können sie ihre Fähigkeiten besser einsetzen. Dabei soll die Arbeit den Menschen entsprechen. In vielen Fällen brauchen sie Beratung. Personen, die Menschen dazu bringen, die richtige Arbeit zu finden, heißen Coach.Es gibt auch noch andere Berater: Manche machen eine allgemeine Beratung: Dabei können sie die Arbeitssuchenden unterstützen, ihre Talente zu entdecken und zu entwickeln. Dann beraten sie die behinderten Jobsuchenden, welche Arbeit für sie passt. Manchmal geben auch erfahrene Mitarbeiter mit Behinderung ihr Wissen an junge Kollegen weiter. Es gibt also viele Leute, die arbeiten, damit andere arbeiten können.

Was ist Clearing?

Clearing ist ein englisches Wort und wird "kliering" ausgesprochen. Clearing klärt auf und bietet Jugendlichen meist mit Lernbehinderung eine Chance. Durch Clearing erfahren sie, was sie können.

Damit Jugendliche nach der Schule leichter eine Arbeit finden, erhalten sie eine umfassende Beratung, wie sie ins Berufsleben einsteigen können.  Diese kann bis zu 6 Monate dauern.

Christoph Schreiner vom Verein WUK-Domino, arbeitet als Clearing-Berater. Er unterstützt Jugendliche, die Lernschwierigkeiten haben oder auffällig sind.

Er erzählt von seiner Arbeit: Er hilft den Jugendlichen, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen. So können sie leichter den richtigen Beruf finden.

Der richtige Beruf

Das Ziel von Clearing ist es, dass die Jugendlichen einen guten Blick für ihren Beruf bekommen.

Manche Menschen haben mehr als eine Behinderung. Sie müssen sich gut überlegen, was sie am besten können.

Verschiedene Methoden helfen ihnen dabei: 

  • Beratungsgespräche
  • Arbeitsblätter, mit denen sie ihre Stärken und Interessen herausfinden können
  • Tests, um ihre Fähigkeiten herauszufinden
  • Gemeinsame Arbeitstage mit Firmen zur Probe: Dort sehen die Jugendlichen, ob der Beruf für sie wirklich passt.

Auch für die Berater sind diese Arbeitstage wichtig. Denn auch sie sehen, wie gut die Jugendlichen in der Arbeit sind.

Das Ziel von »Clearing« ist also: die Wahl des passenden Berufs.

Was sind »Qualifizierungsprojekte«?

»Qualifizierung« heißt »Eignung«: Jemand lernt also solange für einen Beruf, bis er ihn kann. 

In Qualifizierungsprojekten geht es meist um Berufe, die gefragt sind.

Ein Projekt heißt »Primadonna«: Frauen in Kleingruppen können verbessern, was sie in der Schule gelernt haben. Alltagssituationen am Arbeitsplatz werden geübt: zum Beispiel der Umgang mit Konflikten (Streitigkeiten). 

Ingeborg Palusinski arbeitet mit jungen Frauen, die eine Behinderung haben. Sie sagt:  

Wenn es Streit gibt, können sich junge Frauen schwer abgrenzen und werden leicht Opfer. Bei »Primadonna« lernen sie, aus Schwierigkeiten gut heraus zu kommen. Außerdem lernen sie, im Alltag selbständig leben zu können: Etwa allein zum Arzt gehen oder ein Formular holen.  

Am Ende des Projekts »Primadonna« wissen die jungen Frauen, welcher Beruf für sie der beste ist. 

Mona ist 17 Jahre und arbeitet bei »Primadonna«. Sie wünscht sich am meisten, bald einen guten Beruf zu bekommen.

Berufsausbildung:

Seit 2004 können auch Jugendliche mit Behinderung eine Lehre machen. Wenn sie es brauchen, können sie ihre Lehrausbildung verlängern (»verlängerte Lehrausbildung«). Oder sie machen nur in jenen Teilen eine Abschlussprüfung, die sie auch wirklich können (»Teilqualifikation«). 

Walpurga Eder von WUK-Domino freut sich: Sie berichtet von einer Jugendlichen, die vor kurzem eine Stelle im Ministerium bekommen hat.

Das ist deshalb bemerkenswert, weil die junge Frau Schwierigkeiten mit Zahlen hat. Sie weiß zum Beispiel nicht, dass 7 mehr ist als 1.

Weil sie sonst gut schreiben kann und sich Dinge gut merkt, hat sie diesen »Traumberuf« bekommen. In Rechnen hat sie also keine Prüfung gemacht, aber in allen anderen Dingen: Dies bedeutet also »Teilqualifikation«.

Arbeitsassistenz

»Arbeitsassistenz« vermittelt behinderte Menschen an Firmen, die Arbeitskräfte suchen. Auch Menschen, die eine Bewegungsbehinderung haben, können sich an die Arbeitsassistenz wenden.

Eine Arbeitsassistentin oder ein Arbeitsassistent ist Ansprechperson für behinderte Menschen.  Aber auch für die Firmen! Zielgenau soll die Arbeitsassistenz das richtige Personal und vermittelt auch Förderungen finden. Menschen mit Behinderungen können aber auch lernen, wie sie Bewerbungsunterlagen schreiben oder Trainings für den Arbeitsplatz machen.

»sympathische junge Frau«

Alfred Müller vom Österreichischen Zivilinvalidenverband (ÖZIV) ist einmal sofort eine junge Frau aufgefallen, die Epilepsie hat. (Menschen mit Epilepsie haben Anfälle, in denen sie das Bewusstsein verlieren, manchmal haben sie Krämpfe oder bewegen sich unkontrolliert). 

Diese junge Frau hatte einen Schulabschluss, aber hat nur mehrmals kurz arbeiten können. Alfred Müller hat sofort ihre »äußerst sympatische Art und ihre Freundlichkeit« bemerkt. Dies kann sie jetzt in einem großen Hotel einbringen - und der Hoteldirektor ist sehr zufrieden mit ihr.

Zur Arbeit finden, die Sucht verlieren

Wer eine Sucht hat, hat die Kontrolle über das eigene Leben verloren. Diese Kontrolle wieder zu finden, hilft der »Grüner Kreis«. Das ist ein Verein, der suchtkranke Menschen zurück ins Arbeitsleben begleitet.

Dabei steht der ganze Mensch im Mittelpunkt: In der »Psychotherapie« lernen Suchtkranke, mit den Gefühlen wieder ins Gleichgewicht zu kommen. »Aktive Freizeit« hilft, den Tag nach der Arbeit gut für sich zu nützen. Und »medizinische Betreuung« ist wichtig, weil die Sucht dem Körper oft sehr geschadet hat. 

Das Wichtigste ist, von der Sucht wegzukommen. Dabei hilft auch die »Arbeitstherapie«. Sie strukturiert den Tag und hilft, wieder eigenes Geld zu verdienen. 

Arbeitstherapie gibt es zum Beispiel in folgenden Bereichen: Landwirtschaft, Gartenbau, Tierpflege und Partyservice (Essen und Trinken).

Psychische Behinderungen

Psychische Behinderungen können sehr unterschiedlich sein. Viele Menschen befürchten, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Andere haben ihn schon verloren, weil sie mit den Kollegen oder den Chefs nicht mehr zurecht gekommen sind. 

Menschen, die ihre psychischen Behinderungen bewältigt haben, helfen nun oft anderen. Nämlich denen, die die gleiche Behinderung noch immer haben. Das nennt man »Peer-Beratung« (Das ist englisch und wird wie »Pier-Beratung ausgesprochen. Es bedeutet: Beratung von gleichen Menschen) 

Gerhard Oberenzer vom Verein »pro mente Wien« ist einer von ihnen. Er berichtet über die Beratungen: Viele haben das Gefühl, sie sind »ver-rückt« und von der Gesellschaft ausgeschlossen. Die Beratung hilft ihnen, sich neu zu orientieren. 130 Leute haben diese Beratungen gemacht und haben bei der Arbeit dadurch einen Nutzen.  

Was Menschen mit psychischen Behinderungen von anderen unterscheidet, ist: Sie können manchmal sehr gut arbeiten und manchmal gar nicht. Es sind die Gefühls-Schwankungen, die die Arbeit einschränken. 

Manche glauben, dass niemand sie mag. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Arbeit. Das Reden mit Leuten, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben, hilft vielen: Sie finden sich dann wieder besser zurecht.

Mentoren und Beratung

Wer ein Mentor ist, hat viele Erfahrungen, die er oder sie anderen mitgeben kann. Im Beruf ist dies eine Bereicherung. Astrid Lanscha ist Rollstuhlfahrerin und hat bei einem Mentoring-Programm mitgemacht. Von den Erfahrungen der Rollstuhlfahrerin hat sie selbst einen Nutzen - und viele andere auch. Durch das gemeinsame Leben und Arbeiten haben sich viele an den Umgang mit ihr gewöhnt. Und sie haben keine Angst mehr vor ihrer Behinderung. Mentoring-Programme gibt es für Schülerinnen und Schüler in den letzten Jahren ihrer Ausbildung. Dadurch gelingt es einigen von ihnen, einen interessanten Beruf zu finden.


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