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Rubrik: Freak Aktuell
24. Januar 2015

We are not fishing for compliments!?

von Katharina Müllebner

Googelt man kuriose Feiertage findet man auch den heute stattfindenden Compliment Day. Am 24. Januar 1998 begründeten die beiden US-Amerikanerinnen Kathy Chamberlin und Debby Hoffman den Compliment Day und schufen damit einen kuriosen Feiertag, bei dem es um nichts weniger als Aufmerksamkeit und Komplimente geht. Aus gegebenem Anlass habe ich mir zu diesem Thema ein paar Gedanken gemacht.

Helene Souza / pixelio.de

Natürlich Komplimente sind etwas tolles, sie können einem den Tag versüßen und heitern auf. Für manche sind sie so wichtig, dass sie sogar nach ihnen fischen. Doch Lob und Komplimente sind nur dann wirklich schön, wenn sie angebracht sind. Als Rollstuhlfahrerin wurde ich schon oft mit übertriebenem Lob und Komplimenten konfrontiert. Ein Beispiel: Ich machte mit einer Kollegin auf der Uni eine Hausaufgabe für ein Seminar. Obwohl die Kollegin sogar den größeren Teil der Hausarbeit übernahm lobte sie mich noch tagelang für meinen tollen Einsatz. Irgendwann fühlte ich mich mehr gedemütigt als geschmeichelt. Ich fragte mich, ob sie einen Kollegen ohne Behinderung wohl auch so lange und intensiv gelobt hätte.

Einige Zeit später, als ich schon an meiner Diplomarbeit schrieb, las ich einen Beitrag von Günther Cloerkes über die sogenannten „überformten Reaktionen“. Die Psyche eines Menschen ist nicht immer so tolerant wie es von außen erwartet wird. Fremdes löst oftmals Unsicherheit aus, in diesem Fall war es eine Behinderung. Es ist aber gesellschaftlich nicht anerkannt diese Unsicherheit zu zugeben. Überall heißt es schließlich man soll alle Menschen gleich behandeln. Eine Behinderung ist ja nichts Außergewöhnliches. Gemeinsam mit gesellschaftlichen Forderungen und der dem entgegengesetzten Unsicherheit entstehen die oben angesprochenen überformten Reaktionen: Übertriebene Freundlichkeit, Höflichkeit, einfach ein irgendwie künstliches Interaktionsverhalten welches das Gegenüber eher verunsichert und mitunter auch kränkt, anstatt wirklich zu einer fruchtbaren Interaktion zu führen.

Cloerkes Artikel half mir das Verhalten meiner Studienkollegin besser zu verstehen. Auch wenn es anschließend nicht zu einer Annäherung kam und ich ihre Einladung nicht angenommen habe, hatte ich doch ein besseres Verständnis für ihre Situation.

Wie stehe ich nun zum Thema Komplimente? Natürlich brauche auch ich ab und zu ein Kompliment. Manchmal erwische ich mich dabei wie ich selbst das oben angesprochene „fishing for compliments“ betreibe. Doch Komplimente bringen nur etwas, wenn ich das Gefühl habe dass sie angebracht sind. Es bringt mir nichts, wenn ich nur wegen meiner Behinderung aus falschem Mitleid, aus Unsicherheit,wegen jeder Kleinigkeit, die ich mache gelobt werde.

Mit Kritik ist es so ähnlich. Natürlich ist es nicht so angenehm kritisiert statt gelobt zu werden, trotzdem ist es manchmal angebracht und auch nützlich Kritik zu üben. Auch eine Behinderung sollte mein Gegenüber nicht davon abhalten mich, wenn nötig, zu kritisieren. Für das Verhalten mir gegenüber gilt: Behandle mich so wie du selbst behandelt werden möchtest.


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