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Rubrik: Lesen statt Hören
03. Februar 2002

"Tabuthema Sterben"

von Gerhard Wagner

Dann haben die Leute auch nicht mehr vor dem Sterbeprozess und dann kommen auch solche Umfragen auch nicht mehr zustande, dass über die Hälfte der Leute für aktive Sterbehilfe sind!

Freak-Radio: Wir werden dann im zweiten Teil über eine neue Gesetzesinitiative in Österreich sprechen. Aber vielleicht noch einmal zu Ihnen, Herr Zdrahal: Der Herr Oechsner hat gerade angesprochen, dass eben die Tüchtigen, die mitten im Leben stehen, solch eine Debatte oft anreißen. Liegt nicht auch darin in irgend einer Weise doch ein Abschieben von Problemen, ein Wegschieben, ein Nicht-Wahrhaben-Wollen? Und in dem Fall, wo es einen auch als Angehöriger trifft, ist man dann überfordert! Sie sind ja in der Mobilen Hospizbewegung. Wie gehen denn Sie damit um?

Dr. Zdrahal: Ich habe etliche Befürworter der aktiven Sterbehilfe getroffen, die in der eigenen Familie Schlüsselerlebnisse hatten, und mit diesen Erlebnissen nicht fertig geworden sind. Aufgrund dieses einen Erlebnisses haben sie dann Konsequenzen für sich gezogen, die sie dann anderen aufdrängen wollen.
Das möchte ich einmal hier gesagt haben. Die Hospizbewegung ist eine Bewegung, die helfen möchte, Leid zu lindern, die Lebensbegleitung macht. Auch Sterbende sind Lebende, bis zum letzten Atemzug!

Hier geht es darum, einerseits die unmittelbar Betroffenen zu begleiten oder ihnen Begleitung anzubieten, aber auch ihr Umfeld, die Familie zuhause, die ja die Hauptlast der Betreuung trägt, und die das nur dann kann, wenn sie etwa weiß, dass sie rund um die Uhr eine Telefonnummer anrufen kann, wo sie Hilfe bekommt, entweder telefonisch oder, wenn es notwendig ist, kann auch jemand vorbeikommen und zuhause weiter helfen. Das gibt Sicherheit - und das ermöglicht es auch dann, zuhause länger weiter zu tun, als es sonst ginge.

Freak-Radio: Wenn jetzt Hörerinnen und Hörer Interesse an diesen Dingen haben sollten, kann man sich an Sie wenden?

Dr. Zdrahal: Man kann sich an uns wenden, allerdings sage ich einschränkend, dass Hospizleute in erster Linie für Tumorkranke zuständig sind, aber auch sich um Kranke kümmern, die ähnliche Krankheiten haben, die auch so ähnlich verlaufen wie Krebserkrankungen. Es gibt eine Reihe von neurologischen Erkrankungen, zum Beispiel die Amyotrophe Lateralsklerose, eine ganz schrecklich verlaufende Erkrankung. Ich sehe da eigentlich keinen Unterschied zu einer Krebserkrankung. Es gibt Muskelerkrankungen, wo die Muskeln systematisch zugrunde gehen. Und hier steht natürlich die Angst vor dem Ersticken im Raum, wenn die Atemmuskulatur auch einmal ihre Tätigkeit systematisch einstellt. Und hier kann man etwas tun, nämlich in dem man dieses Erstickungsgefühl medikamentös beseitigen kann.


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