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Rubrik: Lesen statt Hören
11. August 2002

Schwimmen in Wien

von Katharina Zabransky

Martin Bernard: Ganz einfach: Ich klettere einfach aus dem Schwimmbecken heraus, stemme mich am Beckenrand mit den Armen in die Höhe und komme so heraus und genau so in den Rollstuhl hinein.

Freak-Radio: Also für mich ist das schon eine unvorstellbare Tägigkeit, aus dem Wasser in den Rollstuhl zu kommen, und ich bitte um die zweite Musikeinspielung.
(Musik) Ja und jetzt möche ich Sie Herr Bernard fragen, warum sie gerade Schwimmer und nicht Sportler einer anderen Disziplin geworden sind:

Martin Bernard: Das Schwimmen ist für die Behinderung einfach die gesündeste Sportart! Man spürt die Behinderung im Wasser nicht, und außerdem ist Schwimmen für jede Art von Gelenksschmerzen gesund - oder auch bei Kopfschmerzen ist das Schwimmen das ideale Mittel, das habe ich auch schon am eigenen Leib erfahren.

Freak-Radio: Wenn Sie an Schwimmen denken, was kommen Ihnen da für Gedanken? Warum ist das so schön?

Martin Bernard: Wie gesagt, es ist ein herrliches Gefühl, im Wasser zu sein und nicht an die Behinderung zu denken, weil die im Wasser nicht existiert. Man ist durch die Behinderung im Wasser nicht behindert. Und ich war eigentlich schon immer eine richtige Wasserratte und fühle mich im Wasser wie zuhause.

Freak-Radio: Ich würde etwas ähnliches auch gerne die Frau Feuerstein fragen: War für Sie auch das Schwimmen die einzige Möglichkeit, Sport zu betreiben oder haben Sie jemals auch an etwas anderes gedacht?

Bernadette Feuerstein: Eigentlich ist aufgrund meiner Behinderung und der Einschränkungen, die ich in allen Muskelpartien habe, Schwimmen wirklich der Sport meiner Wahl, weil ich Leichtathletik oder Tischtennis oder Rollstuhlbasketball wirklich nicht machen könnte. Die kämen für mich gar nicht in Frage.

Und es ist genau das, was mein Vorredner gesagt hat. Man vergisst im Wasser fast auf die Behinderung. Es ist ein Schweben und eine Leichtigkeit. Ich bin auch als Kind schon gerne geschwommen und war gerne im Wasser: Dabei habe ich mir vorgestellt, am praktischten wäre es für mich, wenn alles unter Wasser gesetzt wäre, denn dann bräuchte ich keinen Rollstuhl, sondern könnte mich ganz normal bewegen wie alle anderen auch.

Freak-Radio: Auch für mich ist es aus eigener Erfahrung eine Tatsache, dass Schwimmen für behinderte Menschen sehr schön und wichtig ist: Deshalb ist es besonders ärgerlich, dass es oft sehr schwierig ist: Aus Telefonaten mit den Wiener Bädern habe ich erfahren, dass fünf von neun Wiener Bädern nicht behindertengerecht sind. Sehr wohl behindertengerecht sind die Bäder. Donaustadt, das Hallenbad Großfeldsiedlung, das Hallenbad Simmering und das Amalienbad. Im Sommer wären die Freiluftbäder in Hietzing, Ottakring und Döbling sehr wohl rollstuhlgerecht. Dazu muss ich aber auch aus eigener Erfahrung sagen, dass Freiluftbäder meistens ziemlich überfüllt sind, weil die Becken kleiner sind, und ich mich dort als behinderter Mensch nicht sehr wohl fühlen kann.


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