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Rubrik: Lesen statt Hören
01. Oktober 2000

Portrait des Musikers Otto Lechner

von Walter Lindner

In dieser Sendung erzählt der blinde Musiker Otto Lechner im Gespräch mit Walter Lindner von seinem Werdegang und stellt seine neuesten Projekte vor.

Otto Lechner, Portrait mit Akkordeon

Otto Lechner

Moderation, Franz Kirnbauer: Einen schönen, guten Abend bei Freak-Radio auf der Mittelwellenfrequenz 1476KHz bzw. im Internet unter 1476.orf.at. Technisch werden wir diesmal von Toni Benedikt betreut, und hinter dem Mikrofon begrüßt Sie Franz Kirnbauer.

Er begann seine musikalische Laufbahn als Pianist und Keyboarder, wie viele andere Musiker auch, in diversen Schulbands bzw. spielte auf verschiedensten Bällen und Hochzeiten in seiner Heimatgemeinde Gansbach im Niederösterreichischen Dunkelsteinerwald. Später stieg er auf das Akkordeon-Spielen um, womit er weit über Österreichs Grenzen hinaus Bekanntheit erlangte. Die Rede ist hier natürlich nicht von mir, sondern vom vollblinden Musiker Otto Lechner, den Ihnen Walter Lindner in der heutigen Sendung vorstellen möchte.

Freak-Radio, Walter Lindner: Ich bin heute bei einem aus Funk und Fernsehen schon sehr bekannten Musiker zu Gast, nämlich bei Otto Lechner. Wir wollen uns während der nächsten halben Stunde mit ihm und über ihn, über die Musik und über seine Behinderung unterhalten. Zunächst einmal zur Geschichte des Otto Lechner? Wie begann sie?

Otto Lechner:Die richtige Geschichte beginnt mit der Geburt. Ich bin schon sehr schwer sehbehindert zur Welt gekommen. Meine ersten zehn bis fünfzehn Lebensjahre waren von der Problematik beherrscht: Wie viel sehe ich, wie viel sehe ich nicht? Kann ich überhaupt sehen? usw.

Freak-Radio: Die Geburt fand aber nicht in Wien statt?

Otto Lechner: Die Geburt war in Melk an der Donau. Mein Elternhaus steht in Gansbach im Dunkelsteinerwald. Wer die Wachau kennt: Die Hügel, die sich an der rechten Donauseite hinanziehen - da komme ich her. Man hat meist so eine eigene Schulgeschichte. Die ersten acht Schuljahre waren in Wien, in der Sehbehindertenschule, danach war ich zwei Jahre in der Blindenschule. Ich kam erst wieder in meine Heimat zurück, als ich das Gymnasium machte. Die Oberstufe absolvierte ich sozusagen an meinem Geburtsort, im Stift Melk.

Freak-Radio: Wie wurde die musikalische Ader entdeckt?

Otto Lechner: Ich habe schon sehr früh zu Musizieren begonnen. Es hat sich das Akkordeon sehr früh als mein Hauptinstrument herauskristallisiert.

Freak-Radio: Warum?

Otto Lechner: Es gibt keinen besonderen Grund. Ich bekam zu Weihnachten ein Akkordeon geschenkt, mit welchem ich mich gerne beschäftigte. Ich habe einfach versucht, Lieder, die man so hört, im Kopf hat, auf diesem Instrument umzusetzen. Ich habe mir immer gedacht: Musik ist ein sehr schönes Hobby. Es wäre auch sehr schön, sie unschuldig halten zu können, sie vom eigentlichen Verdienst abgekoppelt zu betrachten. Ich habe einige Studienversuche unternommen, welche aber nicht besonders fruchtbar verliefen. In den Jahren 1984, 1985 waren die technischen Hilfsmittel für blinde Menschen noch nicht so gediehen. Dadurch hat sich das Studium als sehr aufwändig herausgestellt, weil ich mich für so verrückte Sachen, wie Sinologie, interessierte, wo es sehr wenig Material gab. Mein erster Einstieg in eine Art Profi-Business war meine Zusammenarbeit mit Josef Hader, der Kabarettist, der auch in Melk zur Schule gegangen ist, welcher damals in Wien begann, seine ersten Serien zu
spielen. Er brauchte einfach einen Pianisten, welcher Zeit hat und mit dem er sich versteht. Somit habe ich ungefehr zweieinhalb Jahre mit Josef Hader intensiv zusammengearbeitet.


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