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Rubrik: Lesen statt Hören
21. September 2003

Oba hadschad sei is ned leichd...

von Katharina Zabransky

Freak-Radio: Was sagt dieses Gedicht aus, was bewirkt das?

Franz-Joseph Huainigg: Mir hat auch gut gefallen, was Sie gesagt haben: dass eben alle über das Kind reden, und es gar nicht gefragt wird. Das habe ich auch sehr oft erlebt, gerade auch bei Ärzten, und in anderen Situationen, das die Eltern und die Experten drüber reden, aber der Betroffene als Experte nicht gehört wird.

Freak-Radio: Ich möchte noch anschließend Herrn Peter Singer fragen, was denken Sie über das Gedicht?

Peter Singer: Also erstens finde ich das Gedicht gut. Es ist natürlich eine Frage, ob man die Behindertenproblematik in der Weise an ein Publikum herantragen kann. Ich find es aber gar nicht schlecht. Was mich an der Überschrift stört, ist einfach: die ganz oamen kinda, wobei ja oam in der hochdeutschen Übersetzung arm heißt, und arm ist in der Weise für mich: bedauernswert. Und ich finde, wenn man dann praktisch in Menschen mit Behinderung hineinträgt, dass sie bedauernswert sind, oder eigentlich wären, dann ist das für mich im individual und sozialpsychologischen Sinn nicht richtig. Ich kann nur von mir reden, ich bin geburtsbehindert, ich hab noch nie erlebt nicht behindert zu sein und sehe mich nicht als oarm, im Sinne von bedauernswert. Und so ein Gedicht hat ja auch eine Wirkung nach Außen, oder man kann mit dem Gedicht eine Wirkung nach außen transportieren. Und wenn man das in der Weise tut, das finde ich nicht sehr gut.

Franz-Joseph Huainigg: In dem Gedicht hat ja die Christine Nöstlinger das "arm" schon aufgelöst. Weil, wenn Nichtbehinderte einen Behinderten sehen , denken sie einmal: der ist arm, der ist hatschert , der schielt, was auch immer. Aber wird in dem Gedicht noch beschrieben, dass der eigentlich nur arm gemacht wird. Dass er nicht arm ist, sondern dadurch wie die Leute reagieren, dass sie Schimpfworte sagen, dass sie eben über ihn reden, ihn nicht beachten usw., dadurch wird er erst arm gemacht.


Freak-Radio: Also durch die falsche Reaktion der Umwelt.

Marlene Fuhrmann-Ehn: Ich glaube dass dieses "arm" im Gedicht ja provokant formuliert ist, also das ist ja bewusst als arm formuliert, damit das Kind dann eben das Gegenteil sagen kann. Also ich glaube nicht dass Christine Nöstlinger mit diesem Gedicht so zu sagen, diese sehr weit verbreitete Meinung, dass behinderte Menschen arm sind, bestätigen wollte, sondern dass sie dem was entgegensetzten wollte.


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