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Rubrik: Lesen statt Hören
21. September 2003

Oba hadschad sei is ned leichd...

von Katharina Zabransky

Franz-Joseph Huainigg: Also mir hat das Gedicht auch sehr gut gefallen. Ich weiß nicht ob ein Kind so weit ist, dass es sagt: i scheangl oder ich bin hatschert, das sind eher so Schimpfworte, die sie immer hören. Und das dann selbst zu sagen: "Ich bin so jemand", ist ein Selbstbekenntnis, ich weiß nicht, ob das Kinder wirklich so machen.

Ich weiß noch von meiner Kindheit, dass das ein langer Prozess war, bis ich wirklich gesagt habe: "Ich bin behindert, und ich steh dazu". Ich kann mich erinnern, dass ich eigentlich erst mit dreizehn, vierzehn Jahren, da wollte ich in ein Feriencamp nach England und wollte mich anmelden. Es war ein gemischtes Camp: Behinderte und nicht Behinderte. Ich hab mich da bewerben müssen.

Ich bin vor dem Brief gesessen und hab schreiben müssen, dass ich behindert bin. Und ich hab mir gedacht: das kann ich nicht schreiben, dass ich behindert bin, das bin ich ja nicht. Mir ist aber nichts eingefallen, was ich anderes schreiben sollte, da habe ich das erste mal wirklich geschrieben: "ich bin behindert", so als Bekenntnis. Und ich hab es dann abgeschickt, und das war wirklich das erste Mal, dass ich mich dazu bekannt habe. Und ich hab dann später Krüppelkabarett gespielt, und habe mich dort bewusst Krüppel genannt, als Provokation. Aber ich glaube nicht, dass ein Kind das auch schon sagen würde.

Marlene Fuhrmann-Ehn: Also ich glaub das schon. Das Kind in dem Gedicht, das lyrische Ich, das sagt ja auch nicht: "ich bin behindert", sondern das Kind stellt fest, dass es anders ist. Und dass dieses Anders- sein von den Menschen denen es begegnet auch registriert wird, und darüber gesprochen wird.

Und das stellt das Kind fest, und das stellt man sehr früh fest. Ich kann mich zurückerinnern..., also sicher mit drei Jahren.
Und ich glaube, worum es auch in dem Gedicht geht, ist ...- Das Gedicht richtet sich ja selbst gar nicht primär an die behinderte Menschen, würde ich sagen. Sondern was vermag dieses Gedicht, wenn irgendjemand es liest, sei es jetzt ein Kind, oder Erwachsener, ich glaube dass dieses Gedicht, da ja die Kinder die Ichs sind, die da sprechen, dass sich auch Erwachsene erinnern.


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