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Rubrik: Lesen statt Hören
22. Mai 2005

Multiple Chemikalien-Sensibilität II

von Gerhard Wagner

Moderator: Haben Sie die Telefonnummer gleich präsent? Wir könnten sie auch noch am Schluss wiederholen. Wenn Sie das gleich sagen, bitte?

Eva Steinhauser: Gerne, ja: Vorwahl Wien: 61 62 130.

Moderator: Wir wiederholen es dann am Schluss.

Am Telefon haben wir heute mehrere Gäste, weil ja MCS-kranke Personen oder Patientinnen und Patienten nicht in der Öffentlichkeit sein können, wie sie es sich vielleicht denken können. Ich begrüße Frau Monika. Frau Monika, hören Sie mich?

Frau Monika: Ja Grüß Gott! Ich freue mich, dass ich heute zu MCS etwas sagen darf.

Moderation: Ja, sie wird uns etwas über die Schwierigkeiten im Alltag erzählen und auch von den Schwierigkeiten, die sie jetzt im Alltag haben.
Und last, but not least Herrn Dr. Rhomberg aus Innsbruck, Herr Dr. Rhomberg, sie sind Umweltmediziner, was ist für Sie das besondere an MCS?

Dr. Klaus Rhomberg: Das besondere an MCS ist eigentlich die völlige Ignoranz vonseiten des offiziellen medizinischen Systems. Es ist so, dass die Menschen aufgrund von Schadstoffkontakten, die eigentlich jeder Durchschnittsbürger hat, und auch jede Durchschnittsbürgerin - entwickeln sie Symptome, die vonseiten der Toxikologie nicht erklärt werden können. Dadurch, dass ich früher einmal sechs Jahre lang als Oberarzt in der genetischen Untersuchungs- und Beratungsstelle gearbeitet habe, in Innsbruck, habe ich ein bisschen einen anderen Zugang zum Thema. Denn zum Gebiet der Humangenetik gehört auch die Pharmakogenetik. Und im Bereich der Pharmakogenetik sind solche Phänomene, wie sie eben bei MCS vorkommen, sehr wohl beschrieben worden und auch dokumentiert worden. Dieses Wissen hat man eigentlich schon in den 70er-Jahren gehabt - und zwar: Dass bestimmte Menschen aufgrund von Medikamentenzufuhr mit völlig anderen Wirkungen reagieren können wie die große Mehrheit, an denen diese Medikamente getestet worden sind - und ich habe mir damals schon aufgrund von theoretischen Überlegungen vorgestellt, dass diese Mechanismen nicht nur bei lebensfremden Medikamenten auftauchen können, sondern auch nach einem Kontakt mit lebensfremden Schadstoffen, die wir überall vorfinden. Die wir vorfinden: In der Nahrung, in Kleidungsstücken, bei Innenraumeinrichtungen oder auch am Arbeitsplatz.

Moderator: In der letzten Sendung haben wir den Biochemiker Dr. Helmut Purtscher von Global 2000 und er hat unter anderem auch gesagt, das, was so schwierig ist, und warum es die Medizin nicht einordnen kann, ist, dass wir es mit Chemikalien zu tun haben, die in Mengen, die weit unter den üblichen Höchstwerten liegen, bereits diese Symptome verursachen. Das ist doch eines der Probleme?

Dr. Klaus Rhomberg: Es ist inzwischen bekannt, dass MCS-Patienten andere Entgiftungsenzymmuster haben wie die große Masse der Bevölkerung, das heißt sie haben Defizite beim Umgang mit lebensfremden Stoffen. Daher können diese lebensfremden Stoffe völlig andere und bisher zum Teil nicht bekannte Wirkungen im menschlichen Organismus entfalten. Sie können sich vorstellen, wenn Sie einen Schadstoff in ausreichender Dosis bekommen und dieser Schadstoff kann nicht abgebaut werden, dann kumuliert er und er entwickelt dann Wirkungen im menschlichen Organismus, die unerwartet sind und mit denen die Ärzte normalerweise nichts anfangen können, auch die Toxikologen nicht. Die Toxikologen haben ein Denkmodell, dass sich nach den Durchschnittsbürgern richtet. Das heißt, die Dosis-Wirkungs-Beziehung spielt eine Rolle. Und erst ab einer bestimmten Dosis einer Schädigung ist mit einer Wirkung zu rechnen. Wenn aber die Entgiftung nicht funktioniert, können auch um Zehner-Potenzen niedrigere Dosen gesundheitsschädliche Wirkungen haben!


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