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Rubrik: Freak Aktuell
20. Oktober 2008

Leben und arbeiten mit persönlicher Assistenz

von Sandra Knopp

Unter dem Motto: „Arbeit-Alltag-Assistenz“ veranstaltete die WAG - Assistenzgenossenschaft NÖ am 1. Oktober 2008 einen Informationstag im Festsaal der AK St. Pölten. Ziel der Veranstaltung: Die möglichen Auswirkungen eines bundesweiten Assistenzsicherungsgesetzes diskutieren.

Persönliche Assistenz ist jede Hilfe, die behinderte Menschen unterstützt, ihr Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben. Christoph Dirnbacher, Geschäftsstellenleiter der WAG NÖ, hebt dieses Selbstbestimmungsrecht hervor: „Essentiell ist, dass der Kunde mit Behinderung, selbst bestimmen kann und muss, wer, was, wann, wie, wo und mit wem macht“. Hierbei gilt: die Hilfe kommt zum behinderten Menschen, nicht er zu ihr. Dadurch kann er den Tagesablauf seinen Bedürfnissen entsprechend gestalten.

Dieser Weg wird kein leichter sein ...

Die WAG NÖ möchte durch persönliche Assistenz behinderten Menschen ihr Selbstbestimmungsrecht zurückgeben und so auch ihre Chancen am Arbeitsmarkt erhöhen. Derzeit nehmen 29 Menschen die Dienste der WAG NÖ in Anspruch. Assistenz außerhalb der Arbeit wird in Niederösterreich vom Amt der NÖ Landesregierung finanziert. Weitere 14 Personen nehmen persönliche Assistenz am Arbeitsplatz in Anspruch, finanziert durch die Niederösterreichische Landesstelle des Bundessozialamtes. Eine einheitliche bundesweite Regelung fehlt jedoch immer noch, wie die WAG kritisiert.

Der NÖ Landesstellenleiter des Bundessozialamtes Manfred Rötzer engagiert sich für die Integration von behinderten Menschen am Arbeitsplatz. Es gehe darum, „Menschen mit Beeinträchtigungen, sei es geburtsbehindert, unfallbedingt oder durch Krankheit mit Hilfe von Fördergeldern (wieder) in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren“. Dies geschehe oftmals in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) , so Rötzer. Wichtig sei es, den Erhalt des Arbeitsplatzes zu sichern, nicht nur für BerufseinsteigerInnen, sondern auch für Menschen über 50 Jahre.

Verwenden statt verschwenden

Im Zeitraum von 1988 bis 2008 hat sich die Anzahl der sogenannten begünstigten Behinderten von 41 000 auf 94 000 mehr als verdoppelt. Für die Arbeitsmarktintegration von behinderten Menschen existieren mehrere Fördertöpfe: Einerseits gibt es den Europäischen Sozialfonds andererseits die "Behindertenmilliarde".  Die Gesamtausgaben liegen österreichweit bei 150 Mio. €, davon entfallen 25 Mio. € für Niederösterreich.

Anforderungen persönliche Assistenz

Die persönlichen AssistentInnen unterstützen den behinderten Menschen vor allem bei manuellen Handgriffen, die behinderungsbedingt nicht möglich sind. Persönliche AssistentInne helfen ihren KundInnen sowohl in der Arbeit als auch in der Freizeit oder im Haushalt. Die Patentlösung gibt es nicht, der Assistenzbedarf  ist  sehr  individuell.   Der Mensch mit Behinderung muss die AssistentInnen anweisen. 

Trotz Freundschaft eine Dienstleistung

In der Regel helfen die Assistenzservicestellen bei der Personalauswahl und organisieren gegebenenfalls auch Bewerbungsgespräche.  Der behinderte Mensch wählt den Assistenten selbst aus und bestimmt dessen Aufgabenbereiche. Außerhalb der Arbeit gibt es in Österreich keine einheitliche Förderung. So fällt in manchen Bundesländern ein Selbstbehalt an. Auch wenn der Umgang freundschaftlich ist, so ist und bleibt die persönliche Assistenz ein Arbeitsverhältnis.

Blick über die Grenzen

Über die Situation in Europa berichtet Andreas Vega, der für den VBA - Verbund  Behinderter ArbeitgeberInnen in München tätig ist. Schweden hat für ihn eine Vorbildfunktion. 1994 wurde hier die Zuständigkeit für persönliche Assistenz auf den Bund verlagert. Sie wurde durch 45 000 geschaffene Arbeitsplätze ein Wirtschaftsfaktor.

In Deutschland gibt es in großen Städten ein gutes Netz an Assistenzstrukturen. Am Land fehlt es an der Struktur und der Finanzierung. Aufholbedarf sieht Vega vor allem in Süd- und Osteuropa.

Die Veranstaltung soll die Bedeutung der persönlichen Assistenz unterstreichen, die behinderte Menschen in die Gesellschaft integriert und ihnen ein Gesellschafts- und Berufsleben ermöglicht.

Resonanz

Neben der Tanzgruppe DanceAbility trat im Rahmen der Veranstaltung auch der lernbehinderte Musiker MC Ron auf. Er lieferte seine Interpretation des Xavier Naidoo Songs „Dieser Weg“. Es bleibt abzuwarten, ob der Weg in Österreich künftig in Richtung "bundeseinheitliches Assistenzsicherungsgesetz" führen wird.


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