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Rubrik: Lesen statt Hören
18. Juli 1998

Kaisermühlen-Blues II

von Katharina Zabransky, Gerhard Wagner

Gestern hat zum Beispiel auch ein Mann in irgend einem deutschen Sender im Sport gesagt: "Der Soundso hat Frankreich erlöst, weil er ein Goal geschossen hat". Aber was haben die arbeitslosen Franzosen davon? Gar nichts, auch wenn der dreihundert Goal schießt! Aber das läuft alles so. Und wer ist der berühmteste Österreicher? Der Hermann Meier. Er fährt gut Schi und es ist ja nichts dagegen zu sagen, aber er ist ja nicht der Messias. Und dann werden aber die Leute mit allem so serviert: Diese Schuhe musst du anhaben, dann kriegst du auch eine Goldmedaille, das musst du trinken, dann kriegst du auch so Muskeln.

Freak-Radio, K. Zabransky: Darum ist es dann auch ganz klar, warum behinderte Leute nicht modern schön und erstrebenswert sind...

Ernst Hinterberger: Naja...

Moderation, G. Wagner: Diese Erfahrung musste indirekt auch der Autor Ernst Hinterberger machen, als er dereinst plante, für den ORF ein Stück mit behinderten Menschen zu schreiben.

Ernst Hinterberger: Ich kenn einige behinderte Menschen, nicht sehr gut, aber ich kenne sie. Dann wollte ich einmal ein Fernsehspiel mit einer Liebesgeschichte mit behinderten Menschen machen. Das hat man damals aber abgelehnt und würde es auch heute ablehnen, weil irgendwann müssen die auch im Bett landen. Aber das ist grauslich, das müssen dann "normale" Leute sein

Freak-Radio, K. Zabransky: Das wollten Sie, aber das ist abgelehnt worden. Das ist doch ein extrem mutiges Beispiel mit behinderten Leuten und mit Liebe und Sexualität! Das ist wirklich sehr tabuisiert. Wer hat das abgelehnt, und warum konnten Sie das dann nicht fertigstellen?

Ernst Hinterberger: Die Redakteure haben das abgelehnt. Oder sagen wir als Schlagwort: der ORF...

Freak-Radio, K. Zabransky: Der ORF, der aber gleichzeitig die Aktion "Licht ins Dunkel" macht...

Ernst Hinterberger: Naja, aber die wollen entweder eine Dokumentation - oder nix.

(Musik)

Moderation, K. Zabransky: Kaisermühlen: Seit fast zehn Jahren beschäftigt sich Ernst Hinterberger nun mit diesem Grätzl, das er deshalb ausgewählt hat, weil er es von vielen Sommern kennt, in denen er eine Strandkabine im Gänsehäufel hatte. Außerdem eignet sich dieser Stadtteil durch seine klare Begrenzung nach allen Seiten für diese Serie. So wird auch plausibel, dass jeder jeden kennt: Der Autor schreibt nun an der letzten Staffel, die vorletzte wird gerade gedreht. Im Jahr 2000 wird dann die letzte Folge über den Bildschirm flimmern. Freak-Radio, neugierig, wie es ist, wollte von Ernst Hinterberger ein bisschen über die Zukunft des Franzi erfahren und hat deshalb eine provokante Frage an Ernst Hinterberger gestellt.


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