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Rubrik: Lesen statt Hören
06. August 2006

Im Gespräch mit Nina de Vries - Teil 1

von Katharina Zabransky

Musik: Björk

Und dann nehme ich wahr, ob jemand sich entspannt, ob Kontakt stattfindet, ob jemand das erlaubt... Und dann ist das immer wieder ein Gucken... Aber ich muss sagen, dass auch Menschen, die nicht reden können, oder Menschen, die eine sogenannte schwere geistige Behinderung haben, sehr klar signalisieren können, was sie wollen und was sie nicht wollen. Das wird oft unterschätzt. Einerseits ist die Angst da, dass sie dann keine Grenzen setzen können, dass sie also der Möglichkeit von gewissen Missbrauchserfahrungen ausgesetzt sind.

Andererseits wird ihnen unterstellt, dass sie wie die Tiere sind und überhaupt nichts verstehen. Das ist überhaupt nicht meine Erfahrung, das sind sehr sensible, sensitive Wesen, Menschen, die oft ganz klar signalisieren! - Und da bin ich auch immer sehr froh darüber, wenn sie das tun. Denn dadurch weiß ich dann: eh, okay, da ist jetzt... das hätte die Person gerne so oder so.

Und wenn ich das Gefühl habe, hier geht es nicht um Sexualität, hier geht es einfach um ein gewisses Nicht-Ausgelastet-Sein im Alltag - beispielsweise jemand versucht, dauernd zu onanieren - und es hat zu tun mit Langeweile und Unterfordertsein, da kann nämlich auch ganz viel passieren, dann würde ich die Arbeit auch nicht fortsetzen oder nicht als sinnvoll erachten. Dann muss etwas im Alltag dieser Person passieren, dass da eine Anforderung ist, dass da eine Aufmerksamkeit ist, oder, dass da einfach Berührungen sind, die auch Betreuer geben können. Sie können keine sexuelle Assistenz leisten aber sie können durchaus jemandem mal den Rücken massieren oder die Hände oder die Füße. Und es kann bei manchen Leuten so sein, dass sie einfach das brauchen. Und nicht unbedingt jetzt einen Orgasmus oder irgendwie, was wir dann nennen: eine sexuelle Berührung. Es gibt aber auch Leute wo es ganz wichtig ist, ihnen zu zeigen, wenn das möglich ist, wie sie, z. B. masturbieren können.

Es ist nicht selbstverständlich, viele ? z. B. Leute mit Autismus, wenn die das erste mal eine Erektion bekommen, dann erschrecken sie sich vielleicht erst mal zu Tode, weil...eh - ich rede jetzt über Männer- dass sie einfach sehen: he, was passiert da mit meinem Körper? Ich habe dafür kein Konzept, die können mir sagen, dass ist eine Erektion, aber ich versteh´ nicht: was ist das, wie gehe ich damit um? Und es ist nicht selbstverständlich, dass jemand das alleine herausfindet. Bei Frauen denke ich, ist es genau so. Es kann einfach auch bedrohlich sein, und sie brauchen eine Unterstützung da.


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