Seitenanfang:

Link zum InhaltLink zum MenüLink zur Suche

Inhalt:

Rubrik: Lesen statt Hören
06. August 2006

Im Gespräch mit Nina de Vries - Teil 1

von Katharina Zabransky

Musik: Björk

Nina deVries: Ich finde, in unserer Gesellschaft ist sehr wenig wirklich herzlicher, liebevoller Kontakt und es ist sehr viel Ignoranz, sehr viel Kälte, sehr viel Distanzhalten. Und das finde ich total langweilig und gleichzeitig total schmerzhaft. Ich finde an meiner Arbeit wirklich total schön, gleich aufs Wesentliche zu gehen. Keine Umwege, keine tausend Stunden drum herum reden, sondern einfach: Hey, was brauchst Du, was kann ich geben, wie können wir hier eine richtig schöne, respektvolle Begegnung ablaufen lassen. Und das finde ich einfach toll. (lacht) - Das Direkte.

Musik: Björk

Martin Joppich: Jetzt komme ich zu meiner nächsten Frage: Was sind die größten Schwierigkeiten Deiner Arbeit, wo tauchen da die Probleme auf?

Nina de Vries: Da gibt es nicht die größten Probleme, da ist immer wieder was anderes. Ich kann nur sagen, was mir jetzt in den Sinn kommt, - das Erste, was mir jetzt gerade bei mir auftaucht, was mich stört ist: Ich mache viel Öffentlichkeitsarbeit und ich gehe auch immer wieder in Schulen und Ausbildungen, wo Leute sich ausbilden lassen, um mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten.

Und ich will diesen Leuten immer am meisten vermitteln, - das tue ich auch, das sage ich auch, - dass sie die Verantwortung haben, sich mit ihrer eigenen Sexualität auseinander zu setzen, denn nur dann können sie mit der Sexualität von jemand anderem umgehen.

Und was mich.... Dann mach ich so eine Veranstaltung, ich kriege tausend Fragen, oft auch immer wieder die gleichen Fragen. Ich versuche immer wieder, sie neu zu beantworten und das gelingt auch und dann sage ich: Wenn ihr interessiert seid am Infomaterial, dann schickt mir bitte ein mail, dann schicke ich euch das rüber. Was dann oft passiert,ist, dass ich kaum, nach so einer Veranstaltung, die vielleicht zwei Stunden gedauert hat, oder drei, keine oder kaum Mails bekomme, um das Infomaterial anzufordern.

Das ist Infomaterial, das sind Texte, das ist eine Literatur die es nicht gibt, es gibt keine Bücher darüber, es kann im Moment nur Erfahrungsberichte geben. Und das stört mich. Ich hatte jetzt gerade am Freitag wieder eine Veranstaltung, man kann sagen es ist jetzt Montag, also warte doch noch einen Moment, aber wenn da jetzt nichts kommt, habe ich überlegt, ob ich überhaupt noch so was machen will, für Studenten.

Denn für mich ist das eine Konsumhaltung: einfach, ja ich hör mir das mal an, und ich guck mal... , wo ich nicht verstehe, dass genauso wie Ergotherapie, genauso wie Physiotherapie, genauso wie Logopädie, genauso wie was weiß ich was alles für Sachen, ist Sexualbegleitung auch ein Teil, den man nicht ignorieren kann.


Link speichern auf:addthis.comFacebookYiggItMister Wongstumbleupon.comdel.icio.usMa.gnoliaask.comdigg.comTechnoratiYahooMyWeblive.com
Seitenanfang