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Rubrik: Freak Aktuell
10. April 2006

Freak-Radio trauert um Jürgen Zauner

 

Einer unserer optimistischen Mitarbeiter, Jürgen Zauner (Link öffnet neue Seite), der eine Sehbehinderung hatte, ist am Freitag letzer Woche tödlich verunglückt.
Zur Ehre unseres lieben Mitarbeiters bringen wir in Abänderung des Programms in der Magazinsendung am Ostersonntag (16.April, 20.30) einen Radiobeitrag über Jürgen Zauner. Am Dienstag, dem 18.April ab 20.30 wird Jürgen Zauner noch einmal im Radio mit seiner Sendung aus 2003 über Blindenhunde zu hören sein.

Es gab in unserer Redaktion niemanden, der so eine Begeisterung fürs Radio hatte wie Jürgen Zauner, jeder Sender war ihm bekannt: Immer wieder ist er auch mit den Redakteuren der verschiedenen Sendungen in direkten Kontakt getreten.

Was anderen gar nicht aufgefallen ist, hat er gemerkt: etwa, wenn Frequenzen zurückgenommen oder verstärkt worden sind. Dass in Linz bei Ö3 einmal der rechte und linke Kanal verkehrt ausgesendet worden sind, ist lange Zeit niemandem aufgefallen. Erst Jürgen Zauner hat - zum Staunen der Verantwortlichen - den ORF darauf aufmerksam gemacht. Er war auch gern gesehener Gast bei österreichischen Radiomacherstammtischen, der zum Informationsaustausch von Radiobegeisterten in Österreich dient.

Er war der Radiomann

In seiner E-Mail-Adresse nannte er sich explizit der "Radiomann": "Meine Liebe zum Radio ist unzertrennlich." schreibt er beispielsweise auf seiner Homepage www.juergeninfo.at. Schon als kleiner Volksschulbub hat ihn das Radio fasziniert. Die Kapazitäten seines kleinen Doppelkassettenrekorders mit eingebautem Mikrofon reichten aus, um seine damaligen Betreuer im Internat dazu zu veranlassen, ihm das Mikro manchmal zu verstecken... "Dann war für einige Minuten im wahrsten Sinne des Wortes "Sendepause", bis ich so nervte, dass ich es meistens gleich wieder zurückbekam", schreibt er auf seiner Homepage.
So erkannte er schnell, welche Gefühle Moderatoren und Moderatorinnen in einem Menschen auslösen können - und das hat ihn fasziniert - und nicht mehr losgelassen.

"Radio wurde ein Bestandteil meines täglichen Lebens, und ich bewundere bis heute, wie gern es die meisten von uns haben", auch wenn sie unterschiedliche Ansprüche stellen...
Dass für viele Radio Nebenbeiberieselung ist, hat ihn immer ein wenig gestört. Andererseits hat er aber auch erkannt: "So unterschiedlich das Phänomen Mensch im virtuellen Leben ist, so verkaufen sich auch die diversen Radiosender, und jeder hat andere Schwerpunkte in seinem Programmangebot. Manche hören hauptsächlich Musik, andere wiederum nur Nachrichten...

Ich bin auch eher auf der lockeren Unterhaltungsschiene unterwegs, was soviel heißt wie viel Musik und informative Beiträge."

Bei Freak-Radio hat er immer wieder gerne mitgearbeitet und hat mit seinem sonnigen Gemüt, mit seinem Humor die Stimmung gerne aufgeheitert. In den Sitzungen war er immer um positive Rückmeldungen bemüht, hat immer wieder das Schöne und Gute an den verschiedenen Sendungen seiner Kolleginnen und Kollegen herausgestrichen und auch wichtige Informationen, die für uns interessant waren, sofort allen gemeldet.

Zum ersten Mal war er am 24.3.2002 bei Freak-Radio zu hören, als Gerda Ressl und ich ihn als Guide im Dialog im Dunkeln besucht haben. Damals hat er uns seine Leidenschaft des Radiomachens gestanden - und ab da war er Mitglied unserer Redaktion.

Am Schluss dieses Artikels finden Sie eine Übersicht über alle weiteren Sendungen, in denen Jürgen Zauner mitgearbeitet hat.

Begeisterter Internet-Surfer

Jürgen Zauner war aber auch im Internet sehr aktiv. Mit seiner Braillezeile, mit der er die Informationen im Internet in Blindenschrift ertasten konnte und mit einer Sprachausgabe, die ihm bestimmte Menüfunktionen und Texte vorgelesen hat, hat er mühelos jede Menge Informationen gesammelt, gechattet und Kommentare zu allen möglichen Themen gepostet.

Mit welcher Souverenität er im Internet unterwegs war, sieht man an seiner Homepage Homepage: www.juergeninfo.at. Dort gibt es jede Menge Links, Bilder und ein Gästebuch, dort hat er die verschiedensten Informationen gesammelt, die ihm wichtig waren.

Von Beruf war Jürgen Zauner Masseur im Blindeninstitut. Darüber hat er mit Freak-Radio nicht nur eine Sendung gemacht: auch wenn Redaktionsmitglieder einmal verspannt waren, hat Jürgen immer wieder gerne mit den richtigen Griffen wieder für Entspannung gesorgt.

Viele Pläne hatte er noch für die nächste Zeit, auch viele Radiosendungen. Leider wird er sie nicht mehr ausführen können. Wir von der Freak-Radio-Redaktion werden ihn sehr vermissen!

Sendungen von oder mit Jürgen Zauner:

26.5.+28.5.2002 Telefonie und Internet als Basiskommunikationsmittel für behinderte Menschen
Gast: Jürgen Zauner. Moderation: Hubert Wallner

13.10.+ 15.10.2002: Wie auf Schienen?
Was blinde Leute an den ÖBB schätzen, was sie noch brauchen, und welche Flopps es gibt:
Jürgen Zauner spricht mit dem ÖBB-Vertreter Wolfgang Skowronek und nicht sehenden Fahrgästen (mit Irmgard Kampas u. Helmut Kremser) über Stand und Entwicklung der Reisequalität.

5.+7.1.2003: Blinde Kinofreaks
Jürgen Zauner geht der Frage nach, warum auch nicht sehende Menschen das Kino phantastisch finden, was für sie im Kino so passiert, ob ihnen wer ins Ohr flüstert, und was Induktionsschleifen sind. Auch im Fernsehen gibt es bereits einige Sender, die auf dem zweiten Kanal Sendungsbeschreibungen für blinde Menschen anbieten.

18.5.2003: Blindenführhunde
Dass Hunde sehr kommunikative Wesen sind, wissen Hundehalter, die alsbald mit vielen anderen durch ihre Tiere in Kontakt kommen. Doch was bietet ein Hund Leuten, die nicht so gut sehen, was sie durch Assistenz sonst nicht bekommen können?
Was können Hunde für blinde Menschen wirklich leisten. Und: Sind sie wirklich sicher und auf die Bedürfnisse ihrer Halter augerichtet? Wie viel kostet die Ausbildung eines Blindenführhundes und warum gibt es Leute mit Sehbehinderungen, die auf keinen Fall einen Hund haben möchten? All diesen Fragen spürt Jürgen Zauner in dieser Sendung nach.

So. 19. 10. 2003, 20.30-21.00 Uhr: Ausrede Kündigungsschutz?
In Zeiten, da es immer schwieriger wird, Arbeit zu finden, sind besonders behinderte Menschen betroffen. Nicht wenige Unternehmen strapazieren die oft missbrauchte Ausrede, "die behinderten ArbeitnehmerInnen dann nicht mehr los zu werden" als Grund, ihnen gleich gar keine Chance zu geben. Welche Förderungen können ArbeitgeberInnen in Anspruch nehmen? Wie frustrierend ist es, wenn man von einer Absage zur anderen eilt? Walter Lindner und seine Gäste versuchen, diese und noch viele Fragen zu beantworten.
Sendungsverantwortung: Walter Lindner und Jürgen Zauner

So. 29.2.2004, 20.30-21.00 Uhr: Zur Entspannung berufen: Alltag eines blinden Masseurs
Jürgen Zauner stellt seinen Beruf vor und geht mit Gerhard Wagner der Frage nach, warum gerade für blinde Menschen die Massagetätigkeit als Beruf gerne gewählt wird.

So. 4.4.2004, 20.30-21.00 Uhr: Filme hören
Bildbeschreibende Texte sind internationaler Standard, wie das Angebot der Kabel- und Satellitensender zeigt. Im österreichischen ORF gibt es aber kaum bildbeschreibende Texte, mit welchen sich auch die blinden Zuseher mühelos bei Filmen orientieren können.
Jürgen Zauner und Bernhard Hruska, der sich selbst mit dem Thema Bildbeschreibung im Film »Blickbestimmung« auseinander gesetzt hat, gehen der Frage nach, wie qualitätvoll solche »Audiodeskriptionen« sein können.
Moderation: Katharina Zabransky

So 4.12.2005, 20.30-21.00 Uhr: Freak-Magazinsendung: Beitrag: Geräusch-CD-Präsentation zum Linzer Bahnhof

Zwei Sendungen hat Jürgen Zauner noch geplant, die er jetzt nicht mehr ausführen kann:

Blinde Fussballfreaks
und
Blinde Menschen lernen mit Brailleskripten an der Volkshochschule Hernals.


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