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Folge 54: Anna Marton: Alles außer gewöhnlich: Über die Potenziale von Neurodiversität am Arbeitsmarkt
Anna Marton ist seit Februar 2021 Geschäftsführerin von specialisterne austria. Ziel des Social Business ist es Menschen mit autistischer Wahrnehmung in Beschäftigung zu bringen – indem ihre Stärken von Unternehmen erkannt werden: Hervorragende Konzentrationsfähigkeit, Genauigkeit, logisches und analytisches Denken, hohe Loyalität – all das sind Eigenschaften, die viele Menschen aus dem Autismus-Spektrum auszeichnen. Anna Marton, geboren 1982 in Wien, ist zwar keine Autistin, kennt aber die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus. Sie weiß, wie es ist mit einer anderen Wahrnehmung zu leben. Denn Anna Marton hat Legasthanie – eine Lese-Rechtschreibschwäche, die sie immer wieder vor Herausforderungen stellt. Dafür hat sie Strategien gefunden.Im Gespräch mit Udo Seelhofer erzählt sie, wie sie mit ihrer Legasthenie lebt, wie sie ihre Stärken erarbeitet hat und welche Erfahrungen sie in ihrer Familie mit Autismus gemacht hat.
Anna Marton: Ich denke, wir in der Gesellschaft haben noch einen kleinen Weg zu gehen, um Potenziale von Neurodivergenz in der Gesellschaft zu etablieren. Es handelt sich bei Neurodivergenz und Diagnosen in dem Bereich, also Autismus, Dyskalkulie, Dyspraxie, Legasthenie um unsichtbare Einschränkungen oder unsichtbare Behinderungen.
Und da braucht es einerseits Aufklärung was, welche Einschränkungen stehen dahinter, wenn man das möchte, aber vielmehr welche Potenziale bringen Menschen mit diesen unterschiedlichen Wahrnehmungsstilen mit und welches Potenzial steckt dahinter? Und da braucht es Aufklärung beziehungsweise auch diese Potenziale in Unternehmen in jeder Organisation zu etablieren und zu ermöglichen.
Udo Seelhofer: Und ich habe gesehen ihr bietet Workshops an und noch andere Sachen, auch Keynote Speaking. Wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe, ähm, wie sieht das Angebot da im Detail aus?
Anna Marton: Wir haben verschiedene Angebote und die richten sich einerseits an Unternehmen und Organisationen, das ist Consulting, Awareness, aber auch Coaching von Führungskräften. Und andererseits bieten wir Ausbildungsformate und Skilling für Personen im Spektrum.
Das heißt, eine Ausbildung, die am Ende mit Zertifikat abschließt, um gleichzeitig in einen Beruf einzusteigen, der sich auf seine eigenen Stärken fokussiert, wo man hauptsächlich diese Tätigkeiten machen kann, die man gut kann und lange auch gut machen kann und gleichzeitig aber auch an seinen Herausforderungen zu arbeiten und sozusagen mehr im Dialog mit den neurotypischen Personen stehen kann.
Udo Seelhofer: Wie war das denn für dich, als du rausgefunden hast, dass du da im Spektrum bist?
Anna Marton: Ja, tatsächlich habe ich vor unserem heutigen Interview darüber nachgedacht Wie genau soll ich dir das denn beschreiben? Wenn ich zurückblicke und ich habe hier auch acht Jahre Psychotherapie genossen, um das Ganze für mich zu integrieren. Am Ende war die Diagnose eine Erleichterung, das davor nicht zu genügen, nicht zu funktionieren, nicht zu passen, dargestellt zu werden, als irgendwie auch unvollständig oder Trottel dazustehen.