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Rubrik: Lesen statt Hören
30. Juli 2016

Einsame Herzen

von Katharina Müllebner

Katharina Müllebner: Herr Dungl, Frau Proscheck hat gesagt, Menschen mit Behinderung haben nicht denselben Marktwert. Was würden Sie dazu sagen?

Florian Dungl: Ich kann dem Ganzen nicht ganz zustimmen. Ich habe jetzt zwei Jahre lang eine Beziehung geführt mit einer Ex-Freundin. In meiner Erfahrung war es eben nicht so und ich bin mir auch nicht so vorgekommen, dass ich einen anderen Stellenwert gegenüber einem Nichtbehinderten habe. Allerdings gebe ich da schon Recht, dass die meisten Menschen natürlich ihr Idealbild bevorzugen. Aber ich wurde bei Veranstaltungen und Festivitäten oder beim Fortgehen schon des Öfteren von einem Mädchen angesprochen und habe das Gefühl gehabt, wertgeschätzt zu werden und ich glaube einfach, dass sich die Zeiten geändert haben, dass auch Rollstuhlfahrer viel präsenter, viel mehr draußen und viel mehr unterwegs sind als früher, weil sich in den letzten zehn Jahren, glaube ich, sehr viel geändert hat.

Isabella Aigner: Sie haben den Begriff Idealbild verwendet. Was würden Sie in dem Zusammenhang als Idealbild bezeichnen?

Florian Dungl: Mein Idealbild ist das, wo ich mich wohlfühle.

Isabella Aigner: Und in Bezug auf den Partner? Gibt es da ein Idealbild? Eine Vorstellung, die für Sie ein Idealbild darstellt?

Florian Dungl: Komischerweise gab es das vor meinem Unfall, ich hatte einen Badeunfall, natürlich. Aber meine sexuelle Orientierung hat sich irgendwie verändert. Ich bin jetzt nicht nach einem sexuellen Leben orientiert, weil ich einfach nicht die körperlichen Gefühle habe, die ich früher hatte.

Katharina Müllebner: Wie sehen Sie das Herr Heinz?

Josef Heinz: Mir geht es ähnlich. Ich war eigentlich ein Spätberufener im Bereich Beziehung, weil ich einfach zu gehemmt war. Dieses Bild, dieses Idealbild das passiert auch in den Filmen: Wenn Sie heute Filme anschauen, dann sind die Damen und Herren die da agieren, Idealbilder und das gibt es im Leben eigentlich nicht unbedingt. Wir sind es ja auch nicht. Das ist einmal so. Da muss man anders agieren und ich war einfach zu gehemmt. Aber irgendwie hat sich das dann gegeben und so bin ich dann auch zu einer Beziehung gekommen. Aber das hat eben eine Zeit lang gedauert. Darum habe ich auch gesagt, ich bin ein Spätberufener.


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