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Rubrik: Freak-MP3
18. Dezember 2012

Der behinderte Mensch als Leistungssubjekt

von Margarete Endl

Da falle ich natürlich auch darunter, denn ich lade Sie auch ein als Philosoph und als Tänzer.

Was ja auch vollkommen in Ordnung ist. Ich denke nur, man muss es reflektieren. Ich würde das auch nicht als vollkommen Schlechtes sehen. Ich denke nur, wenn wir reden darüber, wie werden behinderte Menschen in der Gegenwart wahrgenommen, dann können wir nicht mehr sagen, hauptsächlich haben wir es mit einem mitleidigen Blick zu tun. Ich denke, das wäre historisch nicht korrekt. Natürlich hat sich dieser mitleidige Blick auch überlebt und wirkt weiter in die Gegenwart hinein. Zusätzlich erlebe ich in der Wahrnehmung eine Spaltung des Bilds des Behinderten in ein hochbesetztes Bild des Behinderten in der Öffentlichkeit und ein relativ abgedrängtes Bild des behinderten Menschen im privaten Raum. Das halte ich für etwas, was man heutzutage reflektieren muss, wenn man über die Wahrnehmung von behinderten Menschen nachdenkt.

Die Paralympics und diese Betonung der Leistungsfähigkeit von Menschen mit einer Behinderung, der körperlichen Leistungsfähigkeit, das spielt natürlich auch eine Rolle – dass man glaubt, Sie könnten jetzt vielleicht auch Marathonläufer werden.

Richtig, richtig. Die behinderten Heroes, die Helden, das ist ein sehr wichtiges Bild, das auch in der Öffentlichkeit kursiert.

Ich habe einmal den Begriff des „Superkrüppels“ gelesen. Ist das ein Begriff, der im Deutschen gebräuchlich ist, oder ist das eher Amerikanisch?

Ich verwende ihn. Ich mag diesen Begriff, weil er sehr deutlich etwas zum Ausdruck bringt und sehr deutlich markiert, worauf man aufpassen muss. Wenn man bestimmte Fähigkeiten hat, dann muss man aufpassen, nicht in diese Schiene gedrängt zu werden. Ich finde diesen Begriff sehr treffend.

Würden Sie das auch über sich sagen?

Wahrscheinlich. In gewisser Weise kann man das wahrscheinlich so sagen. Gute Frage. Man muss immer beide Seiten sehen. Und die Öffentlichkeit oder der öffentliche Blick sieht immer nur das eine oder das andere. Oder meinetwegen ausnahmsweise einmal beides gleichzeitig. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen diesen beiden Bilden. Wir sind weder mitleidenswerte Opfer noch sind wir tolle Helden, wir sind wahrscheinlich irgendetwas dazwischen.


Dateien:
Michael_Turinsky_Interview.MP3
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