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Rubrik: Lesen statt Hören
17. August 2008

Berühmt - beliebt - behindert. Eine Sendung über außergewöhnliche Leistungen von Menschen mit Behinderung. Portrait Frida Kahlo

von Julia Karrer

Musik

Raphael Sas, Sprecher: Die Folgen des Zusammenpralls mit der Straßenbahn sollten Frida ein ganzes Leben lang prägen.

"Sie lag, entzweigebrochen wie eine Porzellanpuppe, den Körper bedeckt von Blut und Goldstaub, den wohl ein anderer Passagier bei sich getragen hatte."

Ein Eisenstab hatte sich durch ihre linke Hüfte gebohrt, ihr rechtes Bein war mehrfach gebrochen, wie auch zwei Rippen und das Schambein. Nach einem Monat im Krankenhaus folgt eine lange einsame Zeit im Liegegips und schwerem Gipskorsett.

In dieser unbeweglichen Zeit beginnt Frida Kahlo, ihr kreatives Potential auf Papier und Leinwand zu bringen. Am Himmelbett hat ihre Mutter einen Spiegel angebracht. - Oft ist ihr Spiegelbild das einzige Motiv, das sie in ihren vier Wänden studieren kann. Dies ist der Beginn ihrer später so berühmten Selbstportraits. Frida Kahlo malt aber nicht nur ihr Äußeres, in ihren Portraits verarbeitet sie vor allem ihre innere Gefühlswelt und ihren Schmerz.

Sophie Geretsegger, Kunsthistorikerin und Professorin an der Universität für Angewandte Kunst in Wien erklärt Kahlos Bild "Die gebrochene Säule", das sie später, im Jahr 1944 malt.

Sophie Geretsegger, Kunsthistorikerin: Ein Bild, das ihren Oberkörper aufgeschnitten zeigt und das Rückgrat wie eine metallene Schiene und darüber, wie sie eben tragen musste, Korsettstreifen. Dieses Bild hat ganz starke surrealistische Anklänge. Die Surrealisten haben sie auch sehr für sich vereinnahmt. Sie hat das aber eigentlich immer abgelehnt, weil sie gesagt hat: Bei ihr geht es nicht um Träume sondern um die Wahrheit. Und eben diese Rückenverletzung, dieser Schmerz kommt in diesem Bild ganz deutlich heraus. Sie hat wirklich ihre inneren Gefühle, Körpergefühle, Körperlichkeiten in die Bilder übertragen.

Raphael Sas, Sprecher: In ihren Bildern verarbeitet Frida Kahlo nicht nur den tragischen Unfall und seine Folgen, auch ihre Beziehung zu dem berühmten mexikanischen Maler Diego Rivera wird immer wieder thematisiert.

Fridas Mutter bezeichnet die Verbindung zwischen Frida und Diego als Bund zwischen einem Elefanten und einer Taube. Auf den ersten Blick können die beiden unterschiedlicher nicht sein. Der große, korpulente Diego Rivera, der sich durch seine riesigen Wandgemälde bereits einen Namen gemacht hat. Daneben die zierliche, über 20 Jahre jüngere Frida, eine charakterstarke aufstrebende Künstlerin mit einer ebenso sensiblen, zerbrechlichen Seite.

Es verbindet sie ihre Hingabe zur Kunst und ihre politische Überzeugung. Darüber hinaus wohl eine starke gegenseitige Faszination und Anziehungskraft.

Für Fridas künstlerische Entwicklung ist Diego ein bedeutender Lehrer. Sie bewundert die Werke des Muralisten, entwickelt aber rasch einen eigenen Stil. Umgekehrt verehrt auch Diego die detailverliebten, ausdrucksstarken Bilder seiner Frau.


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