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Rubrik: Lesen statt Hören
03. Juli 2005

Behinderung und Sexualität

von Julia Wolkerstorfer

Warum ich sie mit meiner Biographie konfrontiere? Weil ich die Einzigartigkeit jedes Lebensentwurfs betonen will. So gibt es meiner Meinung nach auch nicht DIE Behinderung und DIE Sexualität sondern in erster Linie einmal Frauen und Männer.

Ben Harper, Sexual Healing

Elisabeth Löffler: "Wir leben in einer Leistungsgesellschaft." Dieser oft zitierte Satz gilt natürlich auch im Bereich der Sexualität. Sie steht zu ihrem Körper wie er ist, "seiner" steht sowieso immer.
Wenn Sie allerdings einmal die Lust überkommt und es steht ihnen nur die eigene Phantasie und eine freie Hand zur Verfügung: Haben Sie sich schon jemals eine "geile Schnitte" mit Rädern vorgestellt oder einen coolen Typ mit Down Syndrom? Da bleiben wir doch lieber bei Richard Gere, Bruce Willis, Kim Basinger oder Sharon Stone.
Bedeutet es schon für Frauen und Männer ohne Behinderung eine immense Anstrengung, den Idealvorstellungen von Schönheit, sexueller Attraktivität und Potenz zu entsprechen oder sich diesen auch verweigern zu können, liegt die Anstrengung von Menschen mit Behinderung vor allem darin, als geschlechtliche Wesen wahrgenommen zu werden. Spastiker, Querschnittler, Unfallopfer, Geistigbehinderte, Amputierte, Blinde, MS-Kranke werden reduziert auf die körperliche Andersartigkeit, immer gesehen durch den Blick der nicht gehinderten Mehrheit.
Kindheit und Jugend von Menschen, die von Geburt an behindert sind, spielt sich oft zu einem beachtlichen Teil in Spitälern und Therapieeinrichtungen ab. Ihr Körper ist Gegenstand der Aufmerksamkeit. Schwestern, ÄrztInnen und TherapeutInnen befassen sich mit ihm. Sie be-fassen ihn wann, wo und wie sie wollen, um dann doch nur den Mangel festzustellen.
Selbstbestimmt - Selbstbestimmung, selbst zu bestimmen, wer dich wann, wie und wo berühren darf. Spätestens in der Pubertät läßt es sich nicht mehr leugnen: Unser Körper ist anders. Wir sind anders. Die Burschen wollen nur reden, die Mädchen sehen in uns keine wirkliche Gefahr im Kampf um die Gunst eines potentiellen Sexualpartners und die Erwachsenen bemühen sich, dir zu versichern, daß es auf die "inneren Werte" ankommt. "Scheiße", denkst Du, "ich will ficken!".


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