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Rubrik: Lesen statt Hören
09. November 2004

Behindert sein gestern, heute, morgen

von Walter Lindner

Walter Lindner (Moderation):In der Bevölkerung ist das aber nicht unbedingt noch so gewachsen, Frau SRB-Rössler, oder?

Annemarie Srb-Rössler: Ich denke nicht. Ich habe vor ca. 14 Tagen eine Zigarette auf der Strasse geraucht. Und eine Frau hat zu einer anderen gesagt: siehst du, die raucht um mein Geld.
Weil behinderte Menschen kosten uns so viel Geld. Ich hab - es war in der früh und ich war noch ziemlich müde und ich wollte nichts darauf sagen, aber ich denke, dass der Gedanke noch immer in den Menschen ist, dass behinderte Menschen sehr, sehr viel Geld kosten, den Staat und auch der einzelnen Person und dass nicht daran gedacht wird, wie viele Jobs es eigentlich gibt, weil es uns behinderte Menschen gibt. Man müsste das einmal so von hinten aufzäumen, dass sehr viele Menschen Arbeit haben, weil es uns behinderte Menschen gibt. Wenn man an die ganzen - nicht nur an persönliche Assistenz gibt, sondern ich denke, unsere ganzen Hilfsmittel, wie viel Geld die kosten, wie viel Leute daran verdienen, weil wenn ich denk, dass ein normaler elektrischer Trittroller, das hat mir so
meine Tante vorige Woche gesagt, der kostet so 200 Euro und mein Rollstuhl, in dem ich drinnen sitz, der kostet 7000 Euro und hat 4 Räder statt 2 und auch eine Elektronik. Ich denke, da merkt man schon, wie viele Jobs es eigentlich gibt, weil es uns gibt. Und auch das müsste man vielleicht einmal diskutieren. Mit dieser Frau habe ich nicht diskutiert, aber ich denke, der Gedanke ist immer ich in den Köpfen der Menschen.

Walter Lindner (Moderation): Die Vergangenheit haben wir sozusagen ad acta gelegt, wir
kommen gleich in die Gegenwart, um diesen Sprung aber etwas besser zu bewältigen, machen wir ein paar Takte Musik.

MUSIK

Walter Lindner (Moderation):Sie hören Freak Radio 1476 KHz, bzw. unter <http:></http:>

Thomas Weissenbacher: Herr Dr. Günther Schuster, es ist folgendes: Es ist richtig, es hat sich in der letzten Zeit einiges Getan, jedoch sollte man sich jetzt nicht die Lorbeeren aufsetzen und meinen, es wäre schon genug. Menschen mit Lernschwierigkeiten stoßen da immer permanent auf Schwierigkeiten, nämlich dahin gehend, dass nicht
gesehen wird, dass wir Toleranz einfach nicht brauchen, wir brauchen einfach das Selbstverständnis, gewachsen in den Köpfen, wir brauchen nicht diese na ja, das ist ja ein armer da, der hat die Hilfsschule nicht einmal dapackt, er is a Mensch mit Down Syndrom, wo soll´ma mit dem hin? Ich sehe das in verschiedenen Vereinen, die wissen, mit uns einfach nichts anzufangen. So einer wie ich, der so eine verwaschene Aussprache hat, es reicht schon, dass man beginnt, ihn irgendwo abzudoderln, obwohl er vielleicht einen größeren Horizont hätte, der über den Tellerrand hinaus führt. Herr Dr. :Dr. Günther Schuster:, es ist so: Man meidet?, man schaut schon sehr noch, dass man Menschen mit Lernschwierigkeiten aus der
arbeitenden Gesellschaft hinausdrängt, weil man nicht weiß, was man mit ihnen anfangen soll, andererseits speist man sie doch sehr mit Almosen. Ich stehe in einer wirklich schlimmen Situation: Ich bin auf der einen Seite vom Arbeitsamt abhängig, auf der anderen Seite vom Sozialamt. Ich hänge mitten in
einem Konglomerat von, ich weiß nicht, wie ich es nennen soll: Armut ist sehr schwer definierbar. Wann bin ich arm? Wenn ich mir vielleicht noch ein Brot leisten kann, wenn ich mir noch ein Radio leisten kann, wann bin ich arm, Dr. :Dr. Günther Schuster:? Wann hab ich auch ein Recht auf Kulturleben, ja, Kulturleben ist mir, trotz Lernschwierigkeiten eben auch sehr wichtig. Ich wünsch mir keine Toleranz. Was ich mir wünsche,


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