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Rubrik: Lesen statt Hören
19. Oktober 2003

Ausrede Kündigungsschutz?

von Walter Lindner

Freak-Radio: Ist das dann aber nicht so, dass man diesen Kündigungsschutz als Barriere nimmt, dass man sagt, der behinderte Mensch hat viel zu viele Sonderregelungen, diesen Sonderurlaub, den es gibt. Ist das nicht für die Wirtschaft mitunter - sagen wir es einmal hart - eine Art Ausrede, die man dazu verwendet, einen behinderten Menschen, der vielleicht genauso gut in der Lage ist, seine Tätigkeit zu tun, nicht anstellt?

Mag. Rosner: Darf ich Ihnen vielleicht ein Beispiel sagen? Es ist so, dass wir den Auftrag des heurigen Jahres der Menschen mit Behinderung sehr ernst nehmen. Wir haben z. B. ein Direct-Mailing gestartet, an die Betriebe, mit rechtlichen Rahmenbedingungen, um Information hinauszutragen, um ein bisschen mehr zu sensibilisieren. Eine Antwort, die zurückgekommen ist, ist: ,Ich möchte gerne einen begünstigt behinderten Menschen einstellen, um auch die Ausgleichstaxe zu ersparen.' Es ist aber leider so, dass mit Stand August 3100 Menschen am Arbeitsamt als arbeitslos oder arbeitssuchend gemeldet sind. D. h., selbst wenn ein Betrieb einen begünstigten Menschen einstellen möchte, ist ihm das nicht immer möglich.

Freak-Radio: Herr Mag. Jakober! Sie stehen, sozusagen an vorderster Stelle. Welche Erfahrungen haben Sie mit arbeitssuchenden, behinderten Menschen und mit den geäußerten Befürchtungen oder Ausreden?

Mag. Jakober: Ich könnte von einer Fülle von positiven Beispielen erzählen, dass viele Unternehmen bereit sind, Menschen mit Behinderung einzustellen. Wir haben aber auch die Erfahrungen gemacht, dass der Kündigungsschutz durchaus als Ausrede herangezogen werden kann. Ich frage mich immer: Was ist der Grund für die Ausrede? Unsere Beobachtung bei der Arbeitsassistenz ist auch die: Unternehmer haben manchmal, wenn man sie mit dem Thema ,Menschen mit Behinderung' konfrontiert, das Problem, dass man bei ihnen Gefühle, Ängste, Emotionen, Befürchtungen auslöst. Sie sind nicht gewohnt, damit umzugehen. Die Frage taucht erst jetzt auf. Und dann könnte ich mir schon vorstellen, dass der Eine oder Andere zu dieser Ausrede Kündigungsschutz greift. In der Regel kann ich aber sagen, der Kündigungsschutz spielt aufgrund unserer Erfahrungen aber keine derart große Rolle bei der Einstellung.

Freak-Radio: Wird der Kündigungsschutz in diesem Fall also wirklich als Ausrede benutzt, weil man sich sonst die Frage stellen muss: Was fange ich mit dem behinderten Menschen an? Kann der gewisse Tätigkeit überhaupt allein unternehmen? Muss ich ihn überall hin begleiten? Da ist es vielleicht ganz günstig, diesen Kündigungsschutz als Grund her zu nehmen.


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