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Rubrik: Lesen statt Hören
25. Mai 2003

Aufeinander Zugehen

von Hubert Wallner

Freak-Radio: Frau Dr. Gerber, jetzt waren sie aufgeregt und wollten unbedingt etwas sagen. Integration soll sich auf die Einzelaktion beziehen, auf den Einzelnen. Jetzt ist es leider Gottes so, dass wir Österreicher die Eigenschaft haben, alle glücklich machen zu wollen. Das ist wieder ein Fehler. Ich kann nicht entscheiden, ob der glücklich ist, wenn ich ihn integriere. Da haben Sie etwas ganz Wichtiges gesagt. Er selber muss sich artikulieren. Und jetzt die Frage an Sie Frau Universitätsprofessor: Was ist, wenn er sich nicht artikulieren kann? Was mache ich?

Gisela Gerber: Was mache ich? Es ist so, dass Beziehungen, Einzelbeziehungen, in einem Dialog entstehen, der nicht unbedingt verbal sein muss, sondern es gibt auch andere Formen des Dialogs. Wenn ich jetzt gerade im off Ballett spezial Katalin Zanin mit ihrer Gruppe gesehen habe, die versucht, die Dawnsyndrom Kinder durch Bewegung, durch Artikulation, durch eine "Expression Corporelle" darzustellen, dass man durch diese Weise auch einen Ausdruck schaffen kann. Ich merke auch durch eine körperliche Art und Weise, ob der nun möchte, dass ich ihn in den Arm nehme oder nicht. Wir müssen uns auf vielen Ebenen sensibilisieren, um letzten Endes einen Dialog führen zu können.

Freak-Radio: Als leidgeprüfter Rundfunkmensch bin ich mein ganzes Leben nicht ohne Konkurrenz aufgewachsen. Achtung! Katalin Zanin. Da tanzen Kinder. Wunderschön! Großartige Geschichte!, Das Staatsopernballett tanzt mit diesen Kindern. Wird dieses Einzelkind, das behindert ist, also eingeschränkt ist, mit dem Konkurrenzdenken fertig? Mein Partner kann das besser als ich. Hilft das wirklich, dass er ihn nachmacht oder ist er nicht mehr unterdrückt?

Gisela Gerber: Es ist so, dass das Konkurrenzdenken in unserer Gesellschaft verankert ist und warum möchten wir das versuchen fernzuhalten von jemandem, der in irgendeiner Form behindert ist. Auch er muss mit diesen Dingen fertig werden. Man muss sich prinzipiell fragen und die Philosophie ist vielleicht dazu da, müssen wir immer mit Konkurrenz leben oder können wir nicht auf einer anderen Ebene miteinander kooperieren und miteinander einfach zusammensein ohne diese Konkurrenz. Aber wenn es in unserer Gesellschaft verankert ist, dann ist diese Form des umgehen Lernens auch eben für Menschen und Kinder die in irgend einer Form eine Behinderung haben, auch notwendig. Die mütterliche Art von Frau Zanin fängt diese Kinder auf. Sie wird immer auch auf das psychische Moment dieser Kinder eingehen. Das ist das, was Peter in seiner Arbeit geschrieben hat, das Holistische, d.h. nicht nur eine Ebene muss beachtet werden, sondern auf der einen Seite beispielsweise die Bewegung, das Psychische, das Geistige, usw. Kommunikation auch auf allen Ebenen.


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