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Rubrik: Lesen statt Hören
25. Mai 2003

Aufeinander Zugehen

von Hubert Wallner

Der Erziehungswissenschafter Anton Reinelt startet jedes Jahr eine Initiative, die ein Begegnungsfeld von behinderten und nichtbehinderten Menschen eröffnen soll.
Gäste von Hubert Wallner sind die Veranstalter, Teilnehmer und Erziehungswissenschafter.

Silhoutten zweier Kinder vor dem Hintergrundbild der Erdkugel

www.pixelio.de copyright: hofschlaeger

Freak-Radio: Grüß Gott und herzlich willkommen bei Freak-Radio sagt heute Hubert Wallner das Thema heißt "Aufeinander Zugehen". Der Versuch, dass behinderte und nichtbehinderte Menschen miteinander auskommen. Dazu habe ich zwei Gesprächspartner, Frau Univ.Prof.Dr. Gisela Gerber und Herrn Mag. Dr. Peter Singer. Ausgelöst wurde das Ganze durch einen Kongress, der 2001 stattgefunden hat auf internationaler Basis. Da waren zig Länder dabei, sogar Menschen aus Australien waren da und alle haben versucht, über dieses Thema zu sprechen.

Musik ("Rapsody in Blue"/Gershwin)

Freak-Radio: Das Thema von der "Rapsody in Blue" gibt mir die Möglichkeit diese Musik zu unterbrechen, obwohl es fast eine Sünde ist. Die Musik hat Frau Univ.Prof.Dr. Gerber ausgesucht, Sie mag die "Rapsody in Blue" und Gershwin, vor allem weil er es musikalisch versteht, aus Dissonanzen Harmonie zu machen. Und das ist auch ihre Aufgabe in ihrer Lehrtätigkeit: sie ist zuständig für Sonder- und Heilpädagogik an der Uni Wien.
Frau Dr. Gerber, das Aufeinanderzugehen von nichtbehinderten und behinderten Menschen ist auch 2003 noch nicht leicht.

Gisela Gerber: Es ist noch nicht leicht und ich würde sagen, sie sollten auch nicht nur aufeinander zugehen, sondern sie sollten Glied an Glied miteinander gehen, also d. h. ein Zugehen gar nicht mehr notwendig sein sollte, sondern ein Miteinandergehen eigentliches Ziel ist. Aber wie können wir das erreichen? Das ist eine schwierige Sache. Ich war gestern in einem Theaterstück, wo wir über die Historie von Frankl geredet haben, d. h. wie können wir erreichen, dass irgendetwas so nahe kommt, dass wir es begreifen lernen, dass es in uns wächst und das meine ich, geschieht nur durch eine ganz konkrete Auseinandersetzung in einem ganz konkreten Miteinander, ständigem Miteinandersein, nicht dass ich Sonntag mal für zwei Sunden jemanden zu mir hole, sondern in der täglichen Auseinandersetzung und dem gemeinsamen Leben.

Freak-Radio: Man kann den anderen nur begreifen, wenn man versucht, ihn zu verstehen. Ich will jemand verstehen, dann kann ich ihn begreifen. Viktor Frankl ist, liebe Frau Doktor, kein sehr gutes Beispiel; Viktor Frankl war ein Übermensch. Er hat das KZ überlebt und hat dann seine Erfahrung in Buchform niedergebracht. "Trotzdem ja zum Leben sagen" ist eins meiner Lieblingsbücher. Ich weiß, Sie können Frankl viel besser als ich zitieren, aber ich habe einen einfachen Spruch, ich bin ein einfaches Gemüt, deswegen habe ich mir den einfachen Spruch gemerkt. Viktor Frankl meinte: "Schöne Tage, nicht lächeln, dass sie vergangen, sondern lächeln, weil sie gewesen." Jetzt muss man das Buch von ihm kennen. Die waren im KZ und es war Todesstrafe darauf, die Baracken zu verlassen. Und die sind hinausgegangen aus der Baracke alle zusammen, um den Sonnenaufgang zu sehen. Das war für sie alle das Erlebnis, das ihnen geholfen hat, zu überleben.


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