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Rubrik: Lesen statt Hören
30. Oktober 2005

Arbeitsprojekte für Menschen mit Lernschwierigkeiten am ersten Arbeitsmarkt? Eine Einstimmung ins Thema

von Julia Wolkerstorfer

"Menschen mit Lernschwierigkeiten stellen eine Personengruppe dar, die wir heute oft nicht sehen bzw. in Diskussionen, bei denen es um Antidiskriminierung geht - sehr oft vergessen."

Aber warum?
Womit verbindet man Menschen mit Lernschwierigkeiten? Was sind überhaupt Menschen mit Lernschwierigkeiten?

Sind das nicht die, zu denen man eigentlich "geistig behindert" sagt

Im Grunde ja. Bloß ist der Begriff "geistig behindert" veraltert. Er ist überholt. Die betroffenen Personen wünschen, dass sie "Menschen mit Lernschwierigkeiten" genannt werden. "Geistig behindert sein" als ein stigmatisierender Begriff, der keinen Horizont von Bedeutungen öffnet, die zur Integration beitragen.

Natürlich geht es um viel mehr als um neue Begriffsdefinitionen, ein noch so schöner kosmetischer Kunstgriff wird nicht automatisch wirkliche Veränderungen nach sich ziehen. Wenn es aber darum geht, eine Personengruppe als vollwertig und gleichwertig - denn sie ist gleichwertig - in den Arbeitsmarkt zu integrieren, dann wird die Bedeutung eines nicht diskreditierenden Begriffscharakters klarer. Der Begriff "geistige Behinderung" kommt ja ursprünglich aus der Medizin und ist allein deshalb nicht mehr zeitgemäß, weil die Wissenschaft und vor allem die pädagogische Praxis von explizit medizinischen Ansätzen längst abgesehen haben. Im Zentrum steht also die Ausrichtung nach dem "Kompetenzinventar", die Orientierung an den Fähigkeiten, nicht an den Defiziten.

Warum aber nun der erste Arbeitsmarkt? Da gibt es doch die Beschäftigungstherapien und Werkstätten (am 2. Arbeitsmarkt)?
Die gibt es. Lassen Sie uns an dieser Stelle einen Unterschied finden zwischen Werkstätte und Beschäftigungstherapie. In manchen Beschäftigungstherapien geht es um ganz wertvolle Aspekte wie Körper, Körperempfinden, Spüren, Hören, Bewegung, um basale Stimulation, um Leben und auch um Lebensberechtigung. Es steht also nicht das Produktive im Vordergrund, sondern das Leben und die Lebensberechtigung (die vielen Menschen mit Lernschwierigkeiten oder anderen Behinderungen schlussendlich auch einmal abgesprochen wurde).
Die Werkstätten jedoch, in denen die Personen kreativ tätig sind, auch für die Wirtschaft produktiv tätig sind, haben nicht zwangsläufig die Türen offen für Konzepte, die aus diesem geschützten Rahmen empor treten, zustrebend auf den freien Arbeitsmarkt.


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