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Rubrik: Lesen statt Hören
30. Oktober 2005

Arbeitsprojekte für Menschen mit Lernschwierigkeiten am ersten Arbeitsmarkt? Eine Einstimmung ins Thema

von Julia Wolkerstorfer

Julia Wolkerstorfer erkundet in dieser Sendung aktuelle Trends. Die Sendung gibt einen ersten inhaltlichen Einblick und will vor allem Arbeitgeber in Österreich für das Thema sensibilisieren. Die praktische Umsetzung dieser Trends steht dann bei der Diskussion am 2. November im ORF-Kulturcafe im Mittelpunkt.
(Wiederholung am Di. 1.11.2005., 20.30-21.00 Uhr)

Signation

Moderation: Hallo und Willkommen bei Freak-Radio, es begrüßt Sie Julia Wolkerstorfer zur heutigen Sendung über Arbeit und Behinderung. Arbeit und Behinderung diesmal aber in einem ganz speziellen Kontext. Im Mittelpunkt stehen Menschen mit Lernschwierigkeiten mit ihren derzeitigen Möglichkeiten auf Arbeit am freien, also am ersten Arbeitsmarkt. Der Großteil der Menschen mit Lernschwierigkeiten arbeitet in den sogenannten "Werkstätten", also am 2. Arbeitsmarkt.

O-Ton: "Ich habe mir als ich klein war immer gedacht, eine Werkstätte ist das, wohin das Auto gebracht wird, wenn es kaputt ist. Eine Werkstätte ist das, was der Papa hat, wo sechs Leut´ arbeiten und wo auch die Möbel hergestellt werden - oder derjenige holt´s vom Leiner oder vom Lutz."

Mod.: Werner Berghofer ist ein Vertreter des Vereins People First in Graz. People First sind Selbstvertretungsgruppen von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Die Bewegung selbst begann schon 1974 bei einem Treffen in Oregon. Bei diesem Treffen sprach eine Person darüber, wie es ist, als "geistig behindert" bezeichnet zu werden. Sie sagte: "Ich möchte zuerst als Person gesehen werden". People First - "Mensch zuerst" wurde als Name für die Bewegung verwendet. Ähnlich gebraucht man auch den Ausdruck: "Etikettiert Marmeladegläser, aber keine Menschen."

O-Ton: "Leider Gottes nennt sich das Werkstätte, obwohl das Menschen mit Lernschwierigkeiten nicht wollen, aber es ist rechtlich leider so, dass es als Werkstätte bezeichnet wird und das find ´ich nicht okay, denn ich finde, Werkstätte hat etwas Diskriminierendes."

Musik: Offspring "Why don´t you get a job"

Mod.: Seit Juli 2004 zwingt eine Novelle des Gleichbehandlungsgesetzes Personalmanager dazu, für Vielfalt am Arbeitsplatz zu sorgen. Unternehmen, die ihre Bewerber oder Mitarbeiter aufgrund von Alter, Geschlecht, ethnischer und religiöser Gründe, wegen sexueller Orientierung oder aufgrund einer Behinderung diskriminieren, riskieren seither saftige Geldstrafen (Ergänzung der Redaktion: behinderten Menschen wird nach dem Behinderteneinstellungsgesetz auf nationaler Ebene dieser Schutz erst ab 1.1.2006 geboten!).
In Österreich ist das Stichwort "Diversity Management" nicht - oder noch nicht - dominant vertreten. Dieses Personalmanagementkonzept verfolgt die Nutzung personeller Vielfalt zur Steigerung von Innovation und Motivation. In den USA ist dieses Konzept schon seit den siebziger Jahren vertreten, Firmen wie beispielsweise Hewlett-Packard oder Coca Cola sind längst damit vertraut.

Der Vertrag von Amsterdam erlaubt der Europäischen Union, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um behinderte Menschen vor Diskriminierung zu schützen. Auf europäischer Ebene ist es die gemeinnützige Organisation Inclusion Europe, die die Rechte und Interessen von Menschen mit Lernschwierigkeiten vertritt. Auch dort ist Arbeit großes Thema. Im Jahr 2000 wurde mit der Richtlinie über "Gleichbehandlung in Ausbildung und Beschäftigung" ein erster Schritt getan. Diese Richtlinie wird gegenwärtig europaweit in nationales Recht umgesetzt. Das Recht auf Arbeit an sich, vor allem aber Wege hin zum freien Arbeitsmarkt werden angestrebt.
So innovativ das in der Theorie klingen mag, so holprig erscheint die praktische Umsetzung zumindest auf nationaler Ebene.


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