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Rubrik: Lesen statt Hören
14. Dezember 2003

Portrait Hubert Wallner

von Walter Lindner

Freak-Radio: Das war also 1982, anscheinend eine regnerische Sendung, die Du da moderiert hast. Du fährst seit einiger Zeit nicht mehr mit dem Auto - um die Kurve von "Autofahrer unterwegs" zu kriegen.

Hubert Wallner: Ich habe Multiple Sklerose. Das ist eine entzündliche Nervenkrankheit des Rückemarks und des Gehirns. Irgendwann sagte mir der Arzt: "Hubert, es ist gescheiter, du steigst nicht mehr in das Auto ein." Die endgültige Diagnose war 1993. Ich habe eine Frau, die sehr gut Auto fährt. Ich sitze neben ihr, und ich genieße das.

Freak-Radio: Da sind wir zu Zweit. Ich habe auch eine Frau, die gut fährt.

Hubert Wallner: Man muss das Ganze natürlich etwas relativieren. Sie müssen sich vorstellen: Da war der Hubert Wallner zuerst Sängerknabe, dort erster Sopransolist, ich bin hinaufgekommen bis aufs Hohe F, dann beim ÖAMTC in der Informationszentrale, dann Sprecher von "Autofahrer unterwegs" - und plötzlich haben ihn die Leute nicht mehr verstanden, weil er undeutlich redete, und er darf nicht mehr Auto fahren! Lustig war das nicht!

Aber, aber - und jetzt kommt das große Aber: Ich habe eine Frau, die Traude, die ist so großartig. Mit ihr bin ich 37 Jahre verheiratet, ich bin dreifacher Großvater. Ich brauche nicht mehr der Hubert Wallner von früher sein, ich bin der Großvater!

Freak-Radio: Du bist natürlich schon immer noch der Hubert Wallner vor dem Mikrofon, nämlich bei Freak-Radio. Wie bist Du zu diesem Projekt gekommen?

Hubert Wallner: Da muss ich etwas ausholen. Im Fernsehen war gerade ein Filmbeitrag über Dorothea Brozek. Sie hat eine sichtbarere Behinderung als ich. Sie hat mich irgendwie zu Freakradio gebracht.

Freak-Radio: Freak-Radio profitiert natürlich von Dir und den Erfahrungen eines Mitarbeiters des ORF. Wollen wir aber zu Deiner Familie als solches kommen: Du sagtest schon, Du bist verheiratet? Du hast auch Kinder?

Hubert Wallner: Ich bin mit meiner Frau Traude 37 Jahre verheiratet, habe zwei Kinder, Michaela und Hubert, dem Alter entsprechend, und drei Enkelkinder: Sebastian, der ist von Hubert und von Michaela sind Laurenz, der jüngste, und Felix, der älteste.

Ich war übrigens mein gesamtes Leben gedanklich mit Musik verbunden. Ich sagte schon, es war nicht wahnsinnig leicht für mich, plötzlich vom hohen Podest herunter zu fallen. Und da habe ich eine Stimme gehört, das war der Andrea Bocelli, ein blinder Sänger. Der hat ein Lied gesungen, das heißt "Vivere". Er singt das mit einer Frau zusammen. Er liebt das Leben. Für mich war das das Signal: Das Leben geht weiter.


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