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Rubrik: Lesen statt Hören
10. Mai 2005

Neues Buch: Leben mit Behinderung in Österreich

von Gerhard Wagner

Univ.Prof. Dr. Gisela Gerber: ...gefehlt haben,...

Gerhard Wagner: ... und das war ja wirklich langweilig.

Univ.Prof. Dr. Gisela Gerber: Nicht nur langweilig, sondern letztlich auch Zukunft verbauend: Weil wir ja schon das Perfekte haben. Ja, wenn wir ja schon das Perfekte haben, sind wir ja gar nicht mehr genötigt, etwas anderes zu entwickeln!

Aber: Dieses »Neugierig auf morgen sein« heißt ja: Der heutige Tag ist nicht perfekt. Morgen kann ja noch etwas anderes bringen. Und so möchte ich auch ein Stück die Freiheit definieren und auch diese gesellschaftlichen Vorurteile - ich denke nur an die Gesellschaft beim Opernball, als das »off-ballet-special« getanzt hat: Was ist denn da wirklich vor sich gegangen?

Die Gesellschaft, die dort war, hat teilweise gemeint: »Die gehören nicht zu uns hinein: Da sind auch wieder Ängste entstanden, sich damit zu konfontieren, »den Abend verpatzt zu haben«, weil man darüber nachdenken musste. Ich fand es ganz wichtig, dass so etwas passiert ist, weil das die gesellschaftliche Diskussion angeregt hat. Es sind überhaupt einmal Meinungen entstanden und man hat sich informiert, man hat sich ein bisschen auseinander gesetzt damit, und ich glaube, dass ist auch wichtig, dass es immer wieder Zäsuren gibt, damit vielleicht einmal auch irgendetwas Spektakuläres entsteht und gezeigt wird, damit die Diskussion weitergeht und die Distanz zwischen den Einzelnen ein bisschen verringert wird.

Gerhard Wagner: Dieses »off-ballet-special« war doch eigentlich in den Medien zumindest ein voller Erfolg! Es hat der Bewegung sicher sehr viel genützt, wenngleich ich mir nie ganz sicher bin, ob die Journalisten die das nicht ein wenig auf die Mitleidsschiene schieben (jetzt haben wir halt das Jahr der Menschen mit Behinderungen, das gehört da eben auch dazu), aber diesen Gedanken möchte ich gar nicht weiter ausführen.
Ich glaube, es war ein Erfolg, und es war schon deshalb ein Erfolg, dass so etwas überhaupt möglich gewesen ist. Weil Sie jetzt auch von negativen Reaktionen berichtet haben: Ich kenne auch sehr positive Reaktionen von Leuten, die wirklich tief beeindruckt waren.

Univ.Prof. Dr. Gisela Gerber: Das war besonders bei der Matinee zur Präsentation des Buches, die wir auch in der Staatsoper gemacht haben; das war dort anders als beim Opernball, zu dem die Leute kommen, um sich zu amüsieren. Davon habe ich vorhin geredet.

Die Idee bei der Matinee kam von Zanella und Zanin, dazwischen haben wir dann auch Vorträge gehalten. Der Staatsopernchef Holländer hat das Haus für diese Sache auch zur Verfügung gestellt. Das war sensationell! Das war ein ganz, ganz großer Erfolg, es waren an die dreitausend Menschen in der Oper - mit standing ovations wurden die Beiträge und die Tänze bedacht. Und dass so etwas 2003 sein konnte, das finde ich, war ein toller Erfolg! Wir müssen halt langsam und organisch weiter wachsen, damit sich wirklich etwas entwickelt. Es ist kein Umsturz, der möglich ist, aber eine organische langsame Entwicklung.


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