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Rubrik: Lesen statt Hören
31. Juli 2005

Musiktherapie II

von Julia Wolkerstorfer

O-Ton: Ganz am Anfang hab ich die Musik wieder gehört, die ich während der Intensivzeit gehört habe, mit dem Therapeuten, wir haben dann nach der halben Stunde Musiktherapie über die Musik gesprochen...warum ich sie höre, was mich bewegt, was mich erregt, an was sie mich errinnert, ob ich selber ein Musikinstrument gespielt habe, wir haben das dort dann ausprobiert.

Moderation: Was damals los war...

O-Ton: Wenn ich mich selbst kontrolliere und der Weisheit zurückblicke, dann denk ich mir, ich war halt sehr selbstkritisch. Ich meine, es war ein schwerer Unfall und im deutschsprachigen Raum hat das noch keiner überlebt und... da muss man das selber einmal verarbeiten, man hat da versucht, mir die Musiktherapie anzubieten, als Hilfe. Ich war halt depressiv, ich mein, ich hab mir das Recht halt herausnehmen dürfen, dass ich depressiv bin, dass es mir nicht gut geht, weil...plötzlich..hat es klick gemacht und ich hab mein Bein verloren und das war halt...das passiert nicht jeden Tag...
und jetzt weiss ich, dass ich damals depressiv war und depressiv sein durfte.

Moderation: Was ihn inspiriert hat...

O-Ton: Vor meinem Unfall war ich auf einem Musikfestival in Wiesen und da war eine Reggeagruppe - Burning Spear - und der hat mich sehr inspiriert und der war mir noch sehr in Erinnerung, und jedes Mal, wenn es mir schlecht ging, hab ich mir den Burnin´ Spear aufgelegt und hab mich an die Zeit in Wiesen erinnert.

Burning Spear - African Postman

O-Ton: Es war eigentlich...ganz am Anfang der Therapiestunden bin ich hereingekommen und der Therapeut hat mich gefragt, was ich haben möchte, was ich heute haben möchte, und ich hab gesagt, ich hätt gern nur Musik gehört und er hat mir meine CD abgenommen, sie eingelegt, ich hab mich niedergelegt und nur mehr Musik gehört. Meistens haben wir dann nach der Stunde über die Musik gesprochen, wie es mir selbst geht, weil...einmal geht es einem sauschlecht und einmal geht es einem wieder supergut und auf das ist der Therapeut sehr gut eingegangen.

Vivian Pudelko: Ich glaube, dass Therapeutische kann auch in der Musik stattfinden oder findet gerade dann in der Musik statt. Ich denke, es gibt viele therapeutische Prozesse, wo die Sprache dann erst viel später einsetzt...vielleicht sehr dosiert am Anfang, ja, wo Sprache vielleicht noch etwas ganz Bedrohliches hat und das Therapeutische dann langsam erst über die Musik wirksam wird - das ist ja in meiner ganzen Haltung, also wie ich dann improvisiere, wie ich dem Patienten gegenüber trete, wie ich seine Musik aufnehme, das ist ja ganz viel von der therapeutischen Haltung, also dadurch, dass ich eine therapeutische Rolle einnehme und mich über die Musik ausdrücke - das ist ja auch schon therapeutisch, wobei das Gespräch natürlich auch ganz wichtig ist...


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