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Rubrik: Lesen statt Hören
04. Juli 2004

Leben mit Behinderung in Österreich

von Bernhard Hruska

Michaela Ressl: Ich habe einmal in der Woche kegeln und da fahr ich auch alleine mit dem 10A-Bus. Da treff ich meistens Leute, mit denen ich kegle. Donnerstag komme ich immer später nachhause als sonst.

Sprecher: In der Wohnung leben außerdem noch zwei kleine Hunde, mit denen Michaela Ressl meist am Abend Gassi geht. Cindy und Bärli, zweite laute Gesellen, folgen Michaela Ressl fast aufs Wort:

OT/Atmo (Hundegebell) Cindy, Bärli! Aus jetzt! (Gebell) Bärli, Cindy kommt´s her! Die spielen gleichzeitig, die zwei!

Sprecher: Wenn das wichtigste erledigt ist, kann Michaela Ressl ausspannen. Dann...

Michaela Ressl: ...tu ich meistens fernschauen und meistens mit meinem Freund quatschen (kichert)

Sprecher: Zu ihrem Bruder und seiner Familie hat Michaela Ressl ein gutes Verhältnis. Für diesen ist die Behinderung seiner Schwester etwas ganz normales.

Roman Ressl, Bruder: Ich seh das auch bei meinen Kindern jetzt, die behandeln die Michaela ganz normal, Sie nehmen sie vielleicht nicht so ernst, wie einen anderen Erwachsenen in ihrem Alter, aber halt entsprechend ihrer Art, wie sie umgeht mit ihnen, ordnen sie die Michaela ein und behandeln sie entsprechend.

Sprecher: Immer wird Michaela Ressl nicht so wohnen. Die Eltern werden älter. Genau weiß sie noch nicht, wie sie leben wird, wie die Zukunft sein wird, ob sie in der Nähe des Bruders oder woanders leben kann. Aber einen Wunsch hat sie:

Michaela Ressl:...dass ich mit meinem Freund z´sammbleib! "Wie würdest du denn dann gerne wohnen" Wenn die Eltern nimmer mehr da sind, mit mein Freund z´samm! Oder mit meinem Bruder. Mit meinem Bruder versteh ich mich sehr gut. "Auch so zusammen in einer Wohnung?" (zaghaft:) Ja, wenn´s ist!

OT/Atmo Geräusch eines vorbeifahrenden E-Rollstuhls

Moderation: Martin Kopper ist 44 Jahre alt, hat vor vier Jahren das Studium der Geschichte und Philosophie abgeschlossen, studiert aber weiter, er benutzt den E-Rollstuhl und ist durch Spasmen und chronische Polyatritis immer wieder auf Unterstützung angewiesen. Er lebt im Heim, dennoch sind ihm seine Freiräume ganz wichtig:

Martin Kopper: Freizeit ist, wenn ich machen kann, was ich will. Ich meine, ich kann fast immer machen was ich möchte; aber wenn ich bewusst nicht studiere. Kleine Einschränkungen hat jeder Mensch, die sind aber ganz normal.

Sprecherin: Martin Kopper studiert zur Zeit Jus an der Universität Wien und freut sich, eine Prüfung in Strafrecht bestanden zu haben. Vor drei Jahren hat er bereits das Studium der Geschichte und der Philosophie abgeschlossen.
Seit 16 Jahren lebt er in einem Wohnheim mit anderen Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen.
Ein nicht sehr einladender, aber sauberer Gang führt uns vorbei an der Wohngruppe zu Martin Koppers Wohnungstür, hinter der sich ein Vorraum, eine Kochnische, der Sanitärbereich und ein Wohn- Schlafraum, ausgestattet mit Telefon, Fernsehen und Computer, versteckt. Was dem Besucher sofort ins Auge sticht, sind die zahlreichen Bücher in den Regalen.


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