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Rubrik: Lesen statt Hören
03. April 1997

Kultur bis Unkultur

von Dorothea Brozek

Gegenüber den drei Herren von der Aufsicht helfen unsere Argumente nichts: Auch dass ein behinderter Schauspieler sehr wohl mitspielen darf, ändert nichts an der Verhinderungsaktion für rollstuhlfahrerende Zuschauer. Es gibt Tränen, es ist demütigend, die anderen Zuschauer an uns vorbei über die Stiegen huschen zu sehen. Ein Zuschauer später: "Ich hab gedacht, das ghört zum Stück" Als wir es schließlich müde sind, die Diskussion ständig im Kreis zu führen, resignieren wir. Wir können mit Mühe und Not die Karten noch zurückgeben und rollen hinaus. Hinter uns schlägt die Türe zu: Wir fühlen uns behindert.

Das Nachspiel: Die Türe geht wieder auf. Heraus kommen Leute aus dem Publikum: "Die Schauspieler haben uns auf das Geschehen aufmerksam gemacht", sagt ein Mann: "Wir haben uns einmütig entschlossen, entweder alle nach Hause zu gehen oder Sie hinauf zu tragen. Unter dem Protest der Aufsichtsorgane: "Ich mach Sie noch einmal darauf aufmerksam, dass Sie hier nicht hinaufdürfen", werden wir über die Stufen nach oben getragen. Es gibt Applaus, das Recht hat gesiegt. Diesmal. Aber wie lange noch wird es in Wien ein Gesetz geben, das "für Behinderte vorsorgt"?

Moderatorin: Die Geschichte, die sie eben gehört haben, ist nicht frei erfunden und beruht auf selbst erlebten Tatsachen: Das Wiener Veranstaltungsstättengesetz, das im Text angesprochen wurde, ist eben novelliert worden, genauer gesagt der Paragraph 30, der die Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen regelt.

Man könnte nun glauben, dass sich Wesentliches geändert hat. Vor allem, könnte man glauben, dass neue Veranstaltungsstätten, zum Beispiel Kinos, die um Millionen umgebaut worden sind, auf jeden Fall problemlos zugänglich sein müssen. Könnte man glauben. Doch die Geschichte wiederholt sich: Wieder eine Neueröffnung, und wieder sind behinderte Menschen unzufrieden, weil keine umfassende Zugänglichkeit für RollstuhlfahrerInnen geschaffen wurde:

Am 21, März 1997 wurde der zweite Umbau des Apollokinos abgeschlossen. Das Kino bietet nun zwölf Säle an. 1993 hatte es schwere Proteste nach dem ersten Umbau der behinderten Besucher und Besucherinnen gegeben, weil viele Säle und auch die Cafeteria durch zahlreiche Stufen nicht barrierefrei zugänglich waren. Damals versprachen die Betreiber Verbesserungen. Wie gut erreichbar nun das Apollokino ist, hat sich Freak-Radio angesehen. Gerhard Wagner und Martin Ladstätter haben Kornelia Götzinger haben Kornelia Götzinger am Schauplatz des Geschehens begleitet:


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