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Rubrik: Lesen statt Hören
19. November 2000

Homöopathie

von Rolph Thiel

Damit wurde die Grundlage der Arzneimittelprüfung am Gesunden geschaffen. Das war für die damalige Zeit und ist es heute noch, etwas ganz Sensationelles, nämlich dass man die primäre Information über ein Arzneimittel vom Gesunden bezieht.
Nun war es aber so, dass verschiedene Substanzen, die üblicherweise als Kraut oder als Naturmittel angesehen werden, selbstverständlich sehr giftige, "toxische" Wirkungen haben können. Um diese Substanzen trotzdem in das Repertoire der Homöopathie aufnehmen zu können, ohne gleichzeitig einen Gesunden zu gefährden, hat Hanemann die sogenannte Potenzierung ermittelt. Das ist ein Vorgang, bei dem die Substanzen einerseits verdünnt und andererseits gleichzeitig geschüttelt werden. Was die Schwierigkeit in Bezug auf das Verständnis ausmacht, ist, dass bei mehrmaligen Verdünnen und Verschütteln Lösungsmittel entstehen, die von der ursprünglichen Ausgangs-Substanz Moleküle enthalten. Und das macht bis heute vor allem für die Naturwissenschaft große Verständnisschwierigkeiten aus. Ich möchte aber betonen, dass die sogenannte Potenzierung nur ein Nebeneffekt ist.
Man kann, wenn man möchte, Homöopathie nur mit Reinsubstanzen betreiben, wie dies die Medizin lange Zeit auch bei Digitalis oder Koffeinium angewandt wird. Interessant ist aber, dass die Feinheiten eines Mittels erst durch diesen Prozess des Verschüttelns und Verdünnens so zutage treten, dass sie einem Patienten gut und tiefgreifend helfen können.

Freak-Radio: Kann man vielleicht sagen, dass dieses Unverständnis darauf beruht, dass das Prinzip, der Gedanke "Weniger ist mehr" nach wie vor etwas eigen oder ungewöhnlich ist?

Professor Frass: Wir sind in einer Welt aufgewachsen, die sich primär an der Qualität orientiert: Die Menge ist für uns das, was man meist leicht und augenscheinlich fassen kann. Aber selbstverständlich bedienen wir uns tagtäglich der Qualität und beurteilen viele Dinge des Lebens rein oder zumindest primär qualitativ. Ich denke nur, wenn man beispielsweise Essen geht, dann beurteilt man das nicht nach numerischen Skalen und sagt nicht, das Schnitzel war gestern 17 und ist heute 13, sondern man sagt , es war heute besser als vorgestern, oder man sagt vielleicht, es ist so, wie es meine Großmutter gemacht hat. Das heißt: Hier bedient man sich ständig der Qualität. Das Problem ist aber, dass sich die Qualität mathematisch nicht so leicht verarbeiten lässt wie der quantitative Aspekt, aber es gibt keinen quantitativen Aspekt, der nicht gleichzeitig qualitative Aspekte beinhaltet und umgekehrt.

Als Pragmatiker habe ich mir die Homöopathie einige Zeit angeschaut, zugeschaut, ob das überhaupt wirken kann und ob das möglich ist, dass solche Substanzen auch in höherer Potenzierung helfen können. Nachdem ich gesehen, habe, dass es wirkt, und meiner eigenen Erfahrung vertraue, verwende ich es weiter.
Wer davor die Augen verschließt, kann selbstverständlich Homöopathie auch mit Arzneimitteln betreiben, in denen selbstverständlich noch Moleküle nachweisbar sind.


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