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Rubrik: Lesen statt Hören
17. Juni 2001

Hilfe, mein Kind ist behindert!

von Walter Lindner

Was wird von den behinderten Kindern gefordert? Was können diese Kinder lernen? Wie ist die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und Eltern?

Gabriela Christoph: Wenn wir Kinder aus der Frühförderung bekommen, ist das Arbeiten sehr, sehr angenehm. Wenn die Eltern keine in Anspruch nahmen, weil sie sich mit der Behinderung ihres Kindes nicht auseinandersetzen konnten, wird das schwieriger. Ich hatte im vorigen Jahr bei der Einschreibung eine Mutter mit einem fast siebenjährigen Kind, die mir erklärte, mein Kind ist nicht behindert. Es ist nur fünf Jahre in der Entwicklung zurück. Wenn man sich das anhört, weiß man, was passiert ist.
Da sind fünf Jahre ohne spezielle Förderung vergangen. Da müssen wir dann versuchen, dies aufzuholen, was aber sehr schwierig ist. Das ist auf der einen Seite die Arbeit mit den Eltern, ihnen zu helfen, sich damit auseinanderzusetzen, dass ihr Kind mental beeinträchtigt ist, auf der anderen Seite ist das Kind soweit als möglich zu fördern. Bei uns gibt es zwei Varianten: Entweder die traditionelle Klasse oder aber Integrationsklassen.
Die Schwierigkeit ist, dass man immer das Kind in den Mittelpunkt stellen muss und manches Mal die Wünsche der Eltern nicht ganz erfüllen kann. So wie nicht jeder von uns eine große Gruppe verträgt, ist es genauso bei den Kindern. Die brauchen teilweise eine Kleingruppe, manchesmal als Übergang, manchesmal für länger. Sie sollen zu einem freien Leben mit möglichst viel Selbstverantwortung, möglichst viel Selbstversorgung erzogen werden, dass sie später einmal, wenn sie in eine Werkstatt kommen oder auch irgendwo geschützt leben können, nicht immer auf die Hilfe Anderer angewiesen sind, sondern selbst entscheiden und selbst mitgestalten.

Freak-Radio: Wie kann man dieses Manko bei den Eltern aufholen? Frau Rossegger!

Renate Rossegger: Das ist eher doch ein seltener Fall. Wir glauben, das sich Frühförderung schon in den entlegendsten Winkel Österreichs durchgesprochen hat. Wir sind sehr froh, dass wir die Kinder sehr früh bekommen. Viele Eltern werden diesen Schock einfach nicht los, verdrängen ihn, was bis zum Schuleintritt geht. Sie sehen dann noch immer nicht, dass ihr Kind massive Schwierigkeiten hat. Es gibt aber glücklicherweise sehr viele Eltern, die diesen Schock verarbeiten können, die sehr viel für ihre Kinder unternehmen, die sich nicht abschütteln lassen und sehr fest an ihrem Gefühl dran bleiben. In diesem Sinne möchte ich alle Zuhörer aufrufen, genau hinzuschauen. Alle Mütter, alle Eltern: Beobachtet Eure Kinder genau, Alles, was Euch auffällt, geht's damit zum Arzt. Wenn Ihr bei einem landet, der dafür kein Verständnis hat, bleibt dran, geht zum nächsten, kontaktiert eine Mutterberatungsstelle, eine Frühförderstelle, um größeren Schaden zu vermeiden.


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