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Rubrik: Lesen statt Hören
17. Juni 2001

Hilfe, mein Kind ist behindert!

von Walter Lindner

Guten Abend.

Renate Rossegger: Guten Abend. Ich bin Psychologin beim Verein "Kontrast". Dieser bietet Frühförderung für sehgeschädigte Kinder an. Wir können mittlerweile schon auf eine 15jährige Vergangenheit zurückblicken. Daher haben wir schon sehr viel Wissen und Knowhow angereichert, das wir den Familien und sehgeschädigten Kindern zur Verfügung stellen können.

Freak-Radio: Und "last, but not least" begrüße ich Frau Gabriela Christoph. Guten Abend.

Gabriela Christoph: Guten Abend. Mein Name ist Gabriela Christoph. Ich leite seit 14 Jahren eine Schule für mental behinderte Kinder. Diese besteht aus basalen Förderklassen, in welchen schwerst behinderte, mehrfach behinderte Kinder untergebracht sind. Das sind traditionelle Sonderschulklassen und Integrationsklassen. In Integrationsklassen werden behinderte Kinder gemeinsam mit nicht behinderten Kindern unterrichtet.

Freak-Radio: "Hilfe, mein Kind ist behindert" heißt die heutige Sendung. Was in den Köpfen der Eltern vorgeht, wenn sie hören, dass ihr Kind behindert ist, wollen wir nach einer kleinen Pause mit Musik erfahren.

Musik

Freak-Radio: Sie hören Freak-Radio auf Mittelwelle 1476 bzw. im Internet unter 1476.orf.at Unser heutiges Thema: "Hilfe, mein Kind ist behindert!" Wir möchten nun von den anwesenden Eltern wissen, mit welchen Situationen sie nach dieser Diagnose fertig werden mussten. Ich möchte Gerda Ressl bitten, uns ihre Erfahrungen zu erzählen.

Gerda Ressl: Es war nicht einfach zu erkennen, das mein Kind behindert ist. Das gibt es auch leider heute noch. Die Kinderärztin sagte: "Es wird schon kommen. Es ist ein Spätentwickler." Normalerweise spüren das die Mütter, wenn mit ihrem Kind etwas nicht in Ordnung ist. Ich bin, als mein Kind zweieinhalb Jahre war, zu einem Facharzt gekommen. Der sagte mir ganz brutal, ich solle das Kind in ein Heim geben und ein neues anschaffen. Das war der Moment, wo meine eigene Persönlichkeit wieder erwacht ist. Bis dahin war ich offenbar in Trance und Hoffnung. Ich habe das Kind nicht in ein Heim gegeben, sondern zu suchen begonnen. Ich kam zu dem Arzt, der unseren weiteren Lebensweg pregte, der mir Hoffnungen gemacht hat, mir ganz ehrlich gesagt hat, was mein Kind können wird und was nicht. Ich habe erst gestern mit einem Neurologen darüber gesprochen: Die erste Reaktion hängt von der Persönlichkeit der Eltern ab, wie man es verkraftet, wie man an Schicksalsschläge herangeht.

Freak-Radio: Herr Fink! Wie ist es Ihnen bei der Diagnose ergangen, als Sie hörten, dass Ihre Tochter sehbehindert ist?

Gerhard Fink: Bei uns ist es so, dass ich vermutlich eine Erbkrankheit habe. Die Wahrscheinlichkeit war also durchaus gegeben, dass ich etwas weitergeben kann. Wir hatten "Pech". Unser Kind hat von mir den Grauen Star geerbt. Das ist die Ausgangskrankheit. Ich habe nicht besonders reagiert, weil ich wusste, dass man damit leben kann. Ich habe auch mitbekommen, dass sich im Gegensatz zu meiner Kindheit Einiges verändert hat. Man muss das Kind nicht mehr unbedingt in eine Spezialschule stecken. Ich war weit weg von zu Hause - sie kann in eine "normale" Schule gehen. Der Schock war nicht so groß. Für meine Frau, die ganz gesund ist, war es natürlich etwas härter, wenngleich sie von meiner möglichen Erbkrankheit wusste. Mit großer Zuneigung kann man viel kompensieren. Sie hat das sehr gut in den Griff bekommen.


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