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Rubrik: Lesen statt Hören
01. Januar 2006

Freak-Neujahrs-Magazinsendung 2006

von Julia Wolkerstorfer

Freak-Radio: Dass behinderte Menschen sozusagen eher verwaltet werden, als dass man ihnen ein Leben wie jedem anderen auch zugesteht?

Dorothea Brozek: Genau. Und diese Diskussion, wo Kostendruck im Hintergrund steht, das ist so was von menschenverachtend, dass es einfach mühsam ist, immer wieder darauf argumentieren zu müssen und sein Leben verteidigen zu müssen.

Moderation: Sie haben noch einen dritten Punkt angesprochen, einen dritten Teil, was ist dort passiert?

Dorothea Brozek: Der dritte Teil war an und für sich der Besuch beim Europäischen Menschengerichtshof, wo die Frage der Menschen, die in Institutionen leben und wo Menschenrechte verletzt werden, im Vordergrund stand.

Der Menschengerichtshof sagt ja, er kann nur arbeiten, wenn er Klagen bekommt. Und da ist diskutiert worden, wie kann man mit der Tatsache umgehen bzw. mit dem Wissen, dass dort Menschenrechtsverletzungen passieren und mit dem Wissen, dass die Menschen, die dort eingesperrt sind, sag ich, ja gar nicht klagen können. Wie sollen die klagen? Und wie kann man hier was entwickeln, dass man nicht auf Klagen wartet von Menschen, die sich nicht wehren können. Da wurde ganz klar die Forderung ins Zentrum gestellt: Tut was gegen Institutionen, die Menschenrechte von behinderten Menschen verletzen und hier war ein Baustopp einfach eine ganz große Forderung. Ein Baustopp von Heimen und Institutionen, die heimähnlich sind.

Moderation: Können eigentlich jetzt schon theoretisch Angehörige oder irgendwelche Außenstehende, die Miss-Stände entdecken, so eine Klage überhaupt einbringen? Ist das rechtlich derzeit überhaupt möglich?

Dorothea Brozek: Naja, das ist persönlich für Angehörige natürlich sehr schwierig.

Das fängt schon an, wenn sie sich in der Institution über Zustände beschweren. Dann kriegen sie halt gesagt: Na dann nehmen Sie Ihren Angehörigen eben wieder mit nach Hause. Also das ist ja Geiselhaft.

Angehörige selber sind mindestens genauso unter Druck wie die Betroffenen selber. Da sind wirklich die NGOs aufgerufen sich dazu zu engagieren und einzusetzen und auf der anderen Seite eben der Politik und der Behörde zu verstehen zu geben, dass wir eine andere Behindertenpolitik brauchen und dass Behindertenpolitik sozusagen keine Sozialpolitik sein kann, sondern behindertenpolitische Aspekt braucht und dass das einfach Fragen sind, die behindertenpolitisch relevant sind und so gelöst werden müssen und nicht sozialpolitisch.

Freak-Radio: Abschließend zur ganzen Reise: Wie ist Ihr Resümee, sind Sie da eher optimistisch, leicht optimistisch, ausgeglichen oder pessimistisch?


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