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Rubrik: Lesen statt Hören
08. März 2022

Folge 49: Jasna Puskaric - Persönliche Assistenz schafft Perspektiven

von Sandra Knopp

Jasna Puskaric: Ich habe ganz lange keinen Unterschied gesehen zwischen Kindern ohne Behinderung und mir. Natürlich konnte ich nicht mitlaufen am Spielplatz, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass meine Behinderung meinen Alltag bestimmt. Meine Eltern waren bemüht mir alles zu ermöglichen, was wir in der Schule, in der Klasse gemacht haben: Gab es Schwimmunterricht, ist mein Vater mit mir mitgegangen, und ist mit mir schwimmen gegangen.

Gab es Eislaufen dann hat mich auch mein Vater zum Eislaufplatz begleitet: Ich konnte zwar nicht mitlaufen, aber ich habe den anderen zugeschaut und war deswegen mittendrin und wirklich dabei.

Sandra Knopp: Sehr prägend war für sie auch ihre um ein paar Jahre ältere Schwester.  

Jasna Puskaric: Ich habe als kleines Kind, weil ich den Unterschied nicht gesehen habe zwischen mir und nicht behinderten Kindern habe ich ganz lange gedacht: Wenn ich erwachsen bin, dann werde ich Primaballerina. Meine Schwester hat mir irgendwann erklären können, warum die Zeit damals noch nicht reif war für eine Primaballerina im Rollstuhl.

Da bin ich ihr schon sehr dankbar dafür. Sie hat immer versucht mir die Realität aufzuzeigen, aber mit mir gemeinsam Lösungen zu finden für meine Ziele oder unsere Ziele. Das habe ich mir beibehalten. Das habe ich von ihr gelernt und das ist mir geblieben.

Sandra Knopp: Auch ihren schulischen Erfolg verdankt Jasna Puskaric dem Einsatz ihrer Familie. Denn Integrationsklassen waren in den 1980ern vielerorts noch ein Fremdwort.  

Jasna Puskaric: Meine Eltern waren konfrontiert mit der Sonderschule, dachten sich aber: Die ist ganz klar im Kopf, die will lernen, die will in die Schule gehen mit vielen anderen Kindern auch und suchten den Kontakt zum Direktor der Volksschule. Der hat gesagt: Er würde mich schon aufnehmen, aber er braucht die Freiwilligkeit einer Klassenlehrerin.

Der Einzige, der sich freiwillig gemeldet hat, war tatsächlich der einzige Klassenlehrer, den es gab. Mir war das wurscht, ob das ein Mann ist oder eine Frau. So haben wir das geschafft, dass ich in eine Volksschule gehen konnte.

Sandra Knopp: Doch barrierefrei war diese Volksschule leider nicht. Die Eltern mussten sie und ihre Schultasche täglich in den 1 Stock hinauftragen und waren immer bei Ausflügen dabei. Sie wechselten sich am Vormittag bzw. Nachmittag ab, damit immer jemand für sie da war.

Das schafften sie obwohl, sie beide immer Vollzeit berufstätig waren. Als es darum ging zu entscheiden, welche Ausbildung zu ihr passt, ging Jasna Puskaric schon als Jugendliche sehr durchdacht vor. 


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