Inhalt:
.Einsame Herzen
Katharina Müllebner: Glauben Sie, dass es damals besser war? Weil Sie so vehement doch, doch, doch gesagt haben.
Dorothea Proschek: Ich pflichte bei, dass sich natürlich in den letzten 20, 30 Jahren sehr viel weiterentwickelt hat und die Barrierefreiheit jetzt schon umfassender ist. Aber strukturell hat sich nicht viel getan. Wir haben noch immer neun verschiedene Ländergesetzte für barrierefreies Bauen und für Behindertengesetze. Es ist strukturell eigentlich gleich geblieben. Ich würde sagen strukturell ist es sogar schlechter geworden, weil du früher mit den Menschen und mit den Ordnern reden konntest. Das führt ein bisschen weit weg, aber diese ganzen Callcenter, die überall vorgeschaltet werden: Du kannst nie mit den Menschen sprechen und dir was aushandeln. Das ist eben der Zeitgeist. Das finde ich schrecklich. Das ist schlechter geworden und das tut nicht gut.
Katharina Müllebner: Wir machen jetzt eine kleine Musikeinspielung: Einen Klassiker von den Beatles: „All you need is love“. Bitte.
Lied: „All you need is love“
Katharina Müllebner: Herzlich willkommen zurück. Die Barrieren im Kopf. Auf diese bin ich auch gestoßen, als ich für diese Sendung recherchiert habe. Ich habe einen Diskussionsbeitrag entdeckt, der mich ziemlich schockiert hatte. Es ging in einer Internetdiskussion um das Thema „Würden Sie mit einem Menschen mit Behinderung ausgehen?“ Die Antwort, die ich jetzt beispielhaft vorlese, war leider kein Einzelfall: „Nein! Warum? Warum soll man sich unnötig noch mehr Probleme machen? Selbst, wenn meine große Liebe von heute auf morgen im Rollstuhl landen würde, wäre mir das einfach zu viel. Ich möchte mein Glück teilen und nicht das Leid eines anderen. Sorry, aber es gibt sicherlich genügend Menschen mit einem Helferkomplex, die dafür anfällig sein könnten. Außerdem können behinderte Menschen auch gut untereinander suchen.“ Was löst dieses Zitat in Ihnen aus? Herr Heinz?
