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Rubrik: Lesen statt Hören
19. November 2006

Die Gebärdensprache ist anerkannt

von Bernhard Hruska

Moderation, Bernhard Hruska: Jetzt sind da schon ein paar Begriffe gefallen, wo viele Zuhörer nicht wissen, was das eigentlich ist. Auch weil Sie gesagt haben ?früher?, wie lang ist das her, wo sie da bilingual unterrichtet haben?

Anna Cerncic:
Puh, mal überlegen. Ich habe die Matura `94 gemacht. Und dann habe ich studiert und war `98 fertig, und habe dann eigentlich sofort angefangen. Also 1998 habe ich angefangen, an der Gehörlosenschule in Graz eine bilinguale Klasse zu führen.

Moderation, Bernhard Hruska: Sehr interessant. Ich weiß nicht, Monika Haider, kann man das erklären: was ist jetzt das Bilinguale, was ist das Orale, der Unterricht? Wie kann sich ein Hörer, der vielleicht Gebärden aus dem Fernsehen kennt, der vielleicht Gebärde sonst im Alltag irgendwo in der U-Bahn, in der Straßenbahn, im Zug gesehen hat, wie kann man sich das vorstellen, was ist das?

Monika Haider: Die optimale, bilinguale Methode ist: wenn Gebärdensprache und Lautsprache gleichwertig unterrichtet werden. Das bedeutet, es sind zwei LehrerInnen in der Klasse, eine LehrerIn unterrichtet in Gebärdensprache die Inhalte und die andere Lehrperson in Lautsprache. Das sieht dann so aus, dass auch die hörenden Kinder immer mehr Gebärdensprache erwerben, durch das Zusehen, auch spezielle Übungen bekommen, und sich langsam auch die Sprachen vermischen können. Aber prinzipiell gibt es eine Trennung der beiden Sprachen und soll qualifiziert von beiden Personen unterrichtet werden.

Moderation, Bernhard Hruska: Das heißt, wir stellen uns vor: in der Klasse sind zwei Lehrer oder Lehrerinnen, die eine spricht und die andere gebärdet.

Monika Haider:
Genau. Es gibt jetzt schon derartige versuche in den Integrationsklassen. Da nennt man das Teamteaching. Und in den bilingualen Klassen gibt es einfach noch eine Sprache dazu, die Gebärdensprache, sodass gehörlose oder schwerhörige Kinder, dass sie die Gelegenheit haben visuell die Informationen aufzunehmen und sich nicht nur an Sprache und Spracherwerb zu orientieren sondern auch Wissenserwerb ermöglicht wird. Das ist nämlich der Kritikpunkt wenn Schulen nur auf Spracherwerb ausgerichtet sind, oder oral orientierte Methoden angewendet werden heißt das, dass sehr viel Zeit draufgeht, die Sprache zu erwerben, und der Wissenserwerb auf der Strecke bleibt.


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