Seitenanfang:

Link zum InhaltLink zum MenüLink zur Suche

Inhalt:

Rubrik: Lesen statt Hören
01. April 2001

Das Bundes-Blindenerziehungsinstitut

von Christine Stampfer, Franz Kirnbauer und Walter Lindner

Freak-Radio: Gibt es auch akustische Reize?

Kindergärtnerin: Es gibt auch akustische Reize. Wir haben viele Musikinstrumente, wir haben eine "Klangwiese" aufgehängt, die aus verschiedenen Deckeln und Töpfen besteht, wo die Kinder herumscheppern und experimentieren können. Auf der anderen Seite muss ich sehr viel einzeln mit den Kindern arbeiten. Es gibt Gruppenangebote, wie den Morgenkreis, Jause und Mittagessen, turnen, aber dazwischen arbeite ich mit den Kindern einzeln.

Freak-Radio, Franz Kirnbauer: Die ersten Erfahrungen mit dem schulischen Alltag machen die Kinder in der ersten Volksschulklasse.

(Man hört Kinder mit der Blindenschrift-Schreibmaschine schreiben.)

Volksschullehrerin: (diktiert eine Rechenaufgabe) 15. Zahlzeichen 1 und 5.

Wir sind die erste Volksschulklasse und haben fünf Kinder. Es gibt vier Braille-Schreiber, und Christopher arbeitet mit sehbehindertentechniken. Er lernt die Schwarzschrift und hat einen wunderbaren Schrägtisch, ein Schrägpult, wo er beim Lesen aufrecht sitzen kann. Dazu hat er eine blendfreie Lampe, um gutes Licht vorzufinden. Die anderen arbeiten am Perkings-Brailler (Blindenschrift-Schreibmaschine) und sind ganz fleißig. Von den Stunden her gibt es keinen Unterschied zur normalen Volksschule, ausgenommen Bildnerische Erziehung. Statt dessen haben wir mehr Deutsch-Stunden, aber wir haben Turnen, Werken, wir haben Musikerziehung, Religion, Deutsch, Lesen, Schreiben, Rechnen, Sachunterricht - also die üblichen Fächer.

Freak-Radio: Auf die vier Volksschul- folgen vier Hauptschulklassen. Der Anschließende Polytechnische Lehrgang dient besonders zur Vorbereitung auf die berufliche Ausbildung.

Klassenvorstand: Wir haben hier in der Polytechnischen Schule Schüler aus den diversesten Blindenschulen. Wir machen ziemlich individuelle Programme. Wir schafften Computer an. Julia konnte mit der Hand nicht mehr richtig mitschreiben, die Blindenschrift lernt man auch nicht so geschwind, wenn man sie bisher nicht gekonnt hat. Nunmehr haben wir die Gelegenheit, durch Vergrößerungsprogramme die restlichen Sinneswahrnehmungen zu schärfen und zu fördern. Sie arbeitet am Computer teils mit einer Spezialtastatur, sie verwendet die Blindenschrift-Tastatur, sieht aber die Buchstaben am Bildschirm in Schwarzschrift. Das lässt sich mit Hilfe des Computers sehr gut machen.

So kann man die Schüler in ihren individuellen Anforderungen viel besser unterstützen. Früher musste Jeder, der hierher kam, ein Jahr die Blindenschrift lernen, war in der sogenannten "Umschulung", und nach einem Jahr hat man "weiter geschaut". Im Polytechnischen Lehrgang ist der Unterricht schon auf die Berufsausbildung ausgerichtet. Wir nehmen vor allem Fächer durch, die man später in berufsausbildenden Klassen benötigt, wie Wirtschaftsrechnen, um nur eines zu nennen. Derzeit beschäftigen wir uns gerade mit Zinsen und Zinseszinsen, Prozentrechnungen udgl. Wir mussten vor zwei Jahren einen eigenen Lehrplan für den Polytechnischen Lehrgang erstellen. Diesen konnten wir sehr auf die Bedürfnisse der Jugendlichen einrichten. Das war ein großer Vorteil, dass das Schulgesetz etwas flexibler wurde.


Link speichern auf:addthis.comFacebookYiggItMister Wongstumbleupon.comdel.icio.usMa.gnoliaask.comdigg.comTechnoratiYahooMyWeblive.com
Seitenanfang