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Rubrik: Lesen statt Hören
09. November 2004

Behindert sein gestern, heute, morgen

von Walter Lindner

Walter Lindner (Moderation):Bevor wir nun zum Arbeitsplatz kommen, habe ich ein Zeichen von meiner Redakteurin, Frau Katharina Zabransky bekommen, es ist eine E-Mail eingetroffen und ich darf sie nun bitten, diese E-Mail vorzulesen. Bitte Frau Zabransky.

Katharina Zabransky: Sehr geehrte Redaktion.
Ich glaube, dass das Bild von Menschen mit Behinderungen in der Gegenwart ein sehr ambivalentes ist. Meines Erachtens gibt es einen zweifachen Paradigmenwechsel. Durch die Selbstbestimmt Leben Bewegung ist Behindertsein sichtbarer und dadurch auch selbstverständlicher in der Gesellschaft geworden. Das bedeutet, dass es in vielen Bereichen durchaus Verbesserungen für die Lebenssituation von behinderten Menschen gibt. Diesen Paradigmenwechsel verdanken behinderte Menschen ausschließlich sich selbst, ihrer Stärke und Eigeninitiative, nicht der Gesellschaft. Den zweiten Paradigmenwechsel haben behinderte Menschen sehr wohl der Gesellschaft zu verdanken, das ist der vom armen, unmündigen Wesen hin zum unwerten Leben. Durch die Möglichkeiten der Medizin hat die Denkweise des unwerten Lebens, natürlich unter anderem nicht behinderte Menschen, die finden auch keine Arbeit, darum sind behinderte Menschen noch viel öfter von Arbeitslosigkeit bedroht, aber ich denke, dass man mit sehr viel Namen und unter angeblich positiven Vorzeichen wieder in die Gesellschaft Einzug gehalten. Im Gegensatz zu anderen Minderheiten haben wir keine Lobby, jedenfalls nicht in Österreich. Ich habe noch nie gehört, dass sich zum Beispiel österreichische Intellektuelle, außer sie sind selbst betroffen, gegen die Diskriminierung von behinderten Menschen ausgesprochen haben, wie sie es in anderen Fällen Gott sei Dank tun. Ich halte die Diskriminierung von behinderten Menschen für den größten Alltagsfaschismus, den es hierzulande gibt und
zwar deshalb, weil er von allen Bevölkerungsschichten akzeptiert wird, ja nicht einmal als solcher wahrgenommen wird. Deshalb glaube ich auch, dass sich in Zukunft nur das ändern wird, was Betroffene ändern. Positiv auswirken auf eine größere Akzeptanz von Behinderung in der Gesellschaft kann sich eventuell die demographische Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten.
Mit freundlichen Grüßen
Mag. Marlene Fuhrmann-Ehn


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